Aus für die freie Geburtshilfe? Die sichere Geburt – Wir brauchen unsere Hebammen!

HebammenHeute ist Hebammentag. An alle Eltern, Großeltern und werdenden Eltern: Macht Euch stark für Eure Hebammen!

Besonders problematisch ist die Situation für freiberufliche Hebammen, die Geburten in Belegbetten von Kliniken oder Hausgeburten betreuen. Die Jahresprämie für deren Berufshaftspflichtversicherung hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verfünfacht – von 1352 Euro auf 6300 Euro ab Juli 2015.

Die Verhandlungen zwischen Krankenkassen und Hebammen über die Finanzierung von Hausgeburten seien außerdem seit Februar unterbrochen.

Auf Eis liegen damit das angekündigte Gehaltsplus von fünf Prozent und der bereits vom Bundestag beschlossene Zuschuss zur Berufshaftpflichtversicherung.

Kaum Nachwuchs für die Hebammen

Wie und wo sollen Schwangere versorgt werden? Ein ganzer Berufsstand ist in Gefahr. Krankenkassen und Versicherungen wollen die Hebammen aushungern. Denn vor allem die ständig steigenden Versicherungsprämien schrecken viele Frauen ab, diesen Beruf zu ergreifen. Die deutschlandweit rund 3500 freien Hebammen, die Geburtshilfe leisten, leiden seit Jahren unter dem Kostenanstieg. Zahlten sie 2004 noch rund 1300 Euro für die Versicherung, werden es ab Sommer 6300 Euro sein.

.Letztes Jahr haben die Netzfrauen die Hebammen unterstützt, da ab dem Sommer 2015 die Nürnberger Versicherung keine Haftpflichtversicherung mehr für Hebammen anbieten wollte. Da kaum noch Versicherer Hebammen absichern wollen, fürchten der Bund freiberuflicher Hebammen (BfHD) und der Deutsche Hebammenverband (DHV) das Aus für die freie Geburtshilfe. 

Klartext: Keine Versicherung – keine Hebammen, denn ohne Haftpflichtversicherung dürfen Hebammen weder Geburten zu Hause oder im Geburtshaus durchführen, noch als 1:1 Beleghebamme in der Klinik betreuen, noch Schwangeren- und Wochenbettbetreuungen annehmen.

Monatelang sind Deutschlands Hebammen auf die Straße gegangen. Sie kämpften um die Aufmerksamkeit von Öffentlichkeit und Politik. Das Problem: Die Beiträge, die freiberufliche Geburtshelferinnen für ihre Berufshaftplicht bezahlen müssen, sollten erneut ansteigen –  Das wären Beträge, die angesichts beinahe unveränderter Honorareinkünfte für viele kaum noch bezahlbar erschienen. Rund 3500 Frauen fürchteten um ihre berufliche Existenz.  Lesen Sie auch: Aus für die freie Geburtshilfe? Ein ganzer Berufsstand steht vor dem AUS! Das dürfen wir nicht zulassen!!!

Hausgeburtshilfe in den Niederlanden

Schauen wir zu unseren Nachbarn, den Niederlanden, denn hier hat die Hausgeburt überlebt. Nach unseren Recherchen werden immer noch ungefähr ein Drittel aller holländischen Kinder zu Hause geboren. Die Wochenbettpflege ist in den Niederlanden von großer Bedeutung für die Hausgeburt. Während der Geburt ist der Hebamme eine fachlich ausgebildete Schwester behilflich, die Vorbereitungen trifft, während der Geburt Sachen anreicht und nach der Geburt die Mutter wäscht und versorgt. Und wenn man sich anschließend zusammensetzt, sorgt sie für die Tasse Tee und den Zwieback mit Mäuschen. Das gehört in den Niederlanden zur Tradition, wenn ein Kind geboren ist. Die Mäuschen sind aus Zuckeranis und rosarot, auch wenn es ein Junge ist. Noch immer gilt in den Niederlanden: Fachärztliche Betreuung dann, wenn sie wirklich indiziert ist – keine medizinische Einmischung, wenn dafür kein Grund vorliegt. Und gäbe es mehr Hebammen, so würden sicherlich die Hausgeburten steigen.

Das holländische Geburtshilfesystem steht auf drei Hauptpfeilern, die essentiell sind für die Erhaltung der Hausgeburt:

  1. Holländische Hebammen haben ihre eigene Autonomie sichern können – übrigens nicht ganz eigenständig, sondern mit Hilfe vom Staat sowie von Hausärzten und von Gynäkologen, die befürworten, dass die normale Schwangerschaft und Geburt vor unnötigen Eingriffen geschützt werden muss.
  2. Holländische Hebammen arbeiten mit dem Selektionsprinzip von highrisk und lowrisk, und begrenzen sich in ihrer Arbeit auf den lowrisk-Bereich.
  3. In Holland gibt es ein System der Wochenbettpflegeschwester, die den Hebammen bei der Hausgeburt hilft und die Wöchnerin im Wochenbett versorgt.

Natürlich gibt es durchaus Kritiker und nicht alle Niederländer bevorzugen eine Hausgeburt. Aber für die, die sich dagegen entscheiden, gibt es ja noch das Krankenhaus.

Warum ist dies hier in Deutschland nicht möglich? Okay, es ist keine Tradition wie in unserem Nachbarland. Aber ganz ohne Hebammen? Würde das dann bedeuten, dass in Zukunft keine Schwangere mehr Betreuung durch eine Hebamme erhält? Oder geht es hier wieder um Themen wie Geld, Macht und Profit, z. B. an einer Geburt? Fast jedes dritte Baby in Deutschland kommt inzwischen per Kaiserschnitt zur Welt – obwohl nur wenige Frauen das so wollen und Geburtsrisiken nicht zugenommen haben. Nur zehn Prozent der Kaiserschnitte sind Notfälle.

„Die Zahl der Kaiserschnitte steigt – Natürliche Geburt für viele Ärzte ein Problem?“ über eine durchgeführte Studie der Bertelsmann Stiftung. Hier die Studie  Kaiserschnittgeburten – Entwicklung und regionale Verteilung

Früher war diese Methode die Ausnahme, heute ist sie weit verbreitet: Inzwischen werden in Deutschland rund 200.000 Babys, also fast jedes dritte, per Bauchschnitt im OP-Saal zur Welt gebracht. Das ist doppelt so viel wie vor 20 Jahren. Aber nur zehn Prozent davon seien echte Notfälle, in denen Mutter und Kind gefährdet sind – etwa weil die Herztöne des Babys aussetzen, sagt Jan Böcken, Gesundheitsexperte bei der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh. In 90 Prozent der Fälle jedoch gebe es einen Entscheidungsspielraum… Nach Meinung des Gesundheitsexperten Böcken haben Kliniken und Ärzte bei den sogenannten Sectio-Geburten einen gewaltigen Einfluss. Er kann zwar nicht bestätigen, dass Kaiserschnitte den Krankenhäusern unterm Strich mehr Geld einbringen und Ärzte deshalb schneller zum Skalpell greifen. „Ob das so ist, ist nicht klar. Was für den Alltagsbetrieb in einem Krankenhaus aber entscheidend ist: Diese Eingriffe sind planbar.“ Deshalb werde ein Großteil der Geburten gezielt auf die Werktage gelegt.“

Dies war nur ein kleiner Einblick. Fakt ist, dass der Beruf Hebamme bei uns in Deutschland in Gefahr ist und wir uns fragen: Was kommt danach?

In den letzten Jahren haben zahlreiche Hebammen ihren Beruf wegen steigender Haftpflichtprämien aufgeben müssen, so die Berufsverbände. Für freiberuflich in der Geburtshilfe tätige Hebammen hat sich die Prämie in den vergangenen zehn Jahren trotz abnehmender Schadenszahlen verzehnfacht bei weiterhin niedriger Vergütung. Aktuell zahlen Geburtshelfer und -helferinnen über 5000 Euro Versicherungsprämie im Jahr bei einem Stundenlohn von 7,50 Euro. Ab Juli 2015 sind es  6300 Euro Ein Ende der Preisspirale ist nicht abzusehen.

Zusammengefasst!!

Wer jetzt immer noch denkt, es geht hier „nur“ um die Hausgeburtshilfe (2-4 % der Geburten), der hat es noch nicht verstanden! Es geht nämlich um das Aus für einen kompletten Berufszweig und nicht etwa „nur“ für einen kleinen Teilbereich des Hebammenwesens! Weil: Ohne gültige Versicherung dürfen Hebammen gar nicht arbeiten. Punkt. Nicht in der Hausgeburtshilfe, nicht in der Vor- und Nachsorge, nicht in der Klinik, nirgendwo! Das ist gesetzlich so geregelt.

Das darf nicht geschehen!

HEBAMMENUNTERSTÜTZUNG goes MOTHER HOOD – Vereinsgründung in Essen am 22. März 2015

Sie sind schon seit über ein Jahr als Elternprotest „Hebammenunterstützung“ tätig, um sich gemeinsam dafür einzusetzen, dass Frauen in Deutschland eine nach ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen gerichtete Geburt („selbstbestimmte Geburt“) nach wie vor möglich bleibt.

Ihre Ziele sind nach wie vor die Folgenden:

  • Neuausrichtung der Schwangerenversorgung
  • freie Wahl des Geburtsortes
  • Erhalt und Ausbau der häuslichen Wochenbettbetreuung
  • Neuausrichtung der klinischen Geburtsbegleitung (1:1-Betreuung durch eine Hebamme)
  • ein Vergütungssystem, das medizinische Interventionen in geringerem Umfang prämiert (wenn sie nicht-indiziert sind)
  • Einrichtung eines Haftungsfonds für alle Gesundheitsberufe
  • Mehr Informationen: http://www.hebammenunterstuetzung.de/

Petition Übernahme der Kosten für Hebammen unabhängig vom Geburtsort und Geburtstermin sichern!

Erinnern wir gemeinsam die gesetzlichen Krankenkassen daran, wen sie eigentlich vertreten: uns Familien. Denn es ist nicht egal, wie wir geboren werden! Zur Petition: https://www.change.org/p/geburt-darf-keine-privatleistung-werden-gegen-die-wirtschaftlich-optimierte-geburt-elternprotest 

Der Film „Die sichere Geburt – Wozu Hebammen?“ folgt der Spur der natürlichen Geburt.

Er zeigt, wie komplex die physiologische Geburt abläuft ab dem Moment, da das Kind das Signal gibt, geboren zu werden und wodurch die Geburt gestört wird.

Er zeigt, wie eine natürliche Geburt aus einer gesunden Schwangerschaft resultiert, wenn die Frau selbstbestimmt gebären kann und so wenig wie nötig eingegriffen wird.

Basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen wird der Film zeigen, dass wir Hebammen brauchen und zwar sehr viel mehr, als wir heute noch haben für Vorsorge, Geburtsvorbereitung, Geburtsbegleitung, Nachsorge und als Familienhebammen.

Die Fortschrittlichkeit und Zukunftsfähigkeit eines Landes lässt sich daran messen, wie es mit Geburten umgeht.

Wir, die Netzfrauen, unterstützen Carola Hauck (Regie + Produktion) bei der Verwirklichung der Dokumentation. Es kann gar nicht genug gute Dokumentationen zu dem Thema geben! Bitte unterstützt ebenfalls das Crowdfunding für den Film
Mehr Informationen hier https://www.startnext.com/die-sichere-geburt  und hier http://www.die-sichere-geburt.de/

Heute  gehen Hebammen bundesweit auf die Straße, nicht nur um auf schlechte Arbeitsbedingungen hinzuweisen. Es geht um die Versorgung von Frauen und Familien durch Hebammen-Hilfe. Wenn die wegbricht, haben wir ein Problem.

Bitte unterstützen Sie die Hebammen, damit Ihre Töchter, Ihre Enkelin, Ihre Freundin, alle Frauen, eine selbstbestimmte Geburt haben können.

Lasst uns gemeinsam etwas bewegen! Rettet unsere Hebammen!

Netzfrau Doro Schreier

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