Wenn US-Medien wie das Wall Street Journal und The Atlantic erst einmal bei Amazon nachfragen, ob sein neues Produkt ein Aprilscherz ist, muss es sich um eine ziemlich ausgefallene Idee handeln. Erst recht, wenn sie am 31. März vorgestellt wird.

Dash-Button heißt diese Idee. Es sind türklingelgroße Knöpfe, die im Haushalt angebracht werden und jeweils ein bestimmtes Produkt bei Amazon bestellen, sobald man darauf drückt. Ein Beispiel wäre ein Knopf an der Waschmaschine, mit dem man Waschpulver nachbestellt, sobald man feststellt, dass man neues benötigt. Der ganze Prozess sieht so einfach aus, die Dash-Buttons selbst so bunt und billig, dass die anfängliche Skepsis über die Echtheit des Produkts durchaus nachvollziehbar ist.

Jeder Knopf ist mit dem Logo einer Marke versehen, nur deren Produkte bestellt er nach. Kunden können derzeit aus 257 verschiedenen Produkten von 18 Firmen auswählen, mit denen Amazon zusammenarbeitet, darunter Hersteller von Erfrischungsgetränken, Haushaltstüchern, Fertiggerichten und Rasierern.

Amazon will das Einkaufen damit noch einfacher gestalten, als es auf der Website oder in der Amazon-App ohnehin schon ist. Natürlich in der Hoffnung, dass Kunden ihre täglichen Gebrauchsgüter in Zukunft öfter bei Amazon als im Supermarkt kaufen. 

Technisch funktioniert das so: Die Knöpfe verbinden sich per Smartphone-App mit dem heimischen WLAN und einem Amazon-Prime-Konto. In der App lässt sich auch das gewünschte Produkt festlegen. Schließlich haben die teilnehmenden Unternehmen in der Regel mehr als eines im Sortiment. Dann werden die Buttons an einer beliebigen Stelle im Haus platziert. Ein Knopfdruck ersetzt anschließend die One-Click-Kaufoption auf der Amazon-Website. Kunden müssen also nicht einmal mehr ihr Smartphone aus der Tasche holen, um bei Amazon einzukaufen.

Um versehentliche Bestellungen zu vermeiden, hat Amazon zwei Vorsichtsmaßnahmen eingebaut: Neue Bestellungen sind in der Standardeinstellung erst möglich, wenn die vorherige ausgeliefert wurde. Und in der App kann eine Bestellung noch 30 Minuten lang abgebrochen werden.

Der Dash-Button ist nur ein Zwischenschritt für Amazon

Der Dash-Button befindet sich noch in der Betaphase, ausgewählte Amazon-Prime-Kunden bekommen ein paar der Buttons kostenlos zum Testen. Eine Einführung in Deutschland ist derzeit nicht geplant.

Amazon arbeitet schon länger daran, die eigene Website für den Einkaufsprozess überflüssig zu machen. Zunächst gab es die eigenständige App Flow, die Gegenstände wie Bücher oder CDs über die Smartphone-Kamera erkannte und einen Link zum Sofortkauf öffnete. Flow wurde Anfang 2014 in die Amazon-App für iOS integriert.

Im April 2014 stellte Amazon das erste Gerät mit dem Namen Dash vor. Es handelte sich um einen Produktscanner, der anhand des Barcodes erkannte, was Nutzer nachbestellen wollen. Alternativ konnten Nutzer das gewünschte Produkt auch einfach per Spracheingabe auf ihre Einkaufsliste setzen. Die eigentliche Bestellung musste aber noch über die App ausgelöst werden. Anfang November präsentierte das Unternehmen schließlich den sprachgesteuerten Assistenten Echo, der Einkaufslisten auf Zuruf erstellt.

Der Dash-Button ist der nächste Schritt in dieser Entwicklung , aber nicht der letzte. Schon im Herbst soll es erste Geräte mit Amazons Dash Replenishment Service geben – zum Beispiel Kaffeemaschinen, die selbsttätig Kaffeebohnen nachbestellen oder Drucker, die ihren Tintenfüllstand messen und bei Bedarf neue Tinte bestellen.