WLAN für alle : Freifunk ist die Zukunft!

Von: Nico Lumma

Es gibt einfach nicht genügend offenes WLAN, egal ob man mitten in der Großstadt ist oder auf dem Dorf. Wer schon mal im Ausland war, weiss, dass es auch anders geht als in Deutschland.

In Deutschland reden wir viel über die Potentiale der Digitalisierung, aber wenn es um die Umsetzung geht, dann sorgt spätestens die Bürokratie dafür, dass die Potentiale getötet werden, bevor sie wirklich entstehen können.

Ein Beispiel dafür ist WLAN.

Denn in Deutschland gibt es die Störerhaftung. Die besagt, kurz gefasst: Wenn jemand etwas Illegales tut und sie stellen das WLAN dafür zur Verfügung, dann sind Sie dran! Das ist uncool und daher gibt es wenig freies WLAN in Deutschland. Nachvollziehbar, man will ja nicht Ärger bekommen, nur weil man so nett ist und WLAN zur Verfügung stellt.

Nun soll endlich das Gesetz geändert werden.

Der Entwurf aus dem Wirtschaftsministerium sieht vor, dass kommerzielle Anbieter jetzt einfach die Nutzer ankreuzen lassen können „Ja, ich mache nix Böses“ und schon klappt das mit dem Netz. Bei Privatpersonen soll es so sein, dass man den Namen der Nutzer kennen muss.

Das ist wieder typisch für Deutschland. In den USA ist das Konzept der Störerhaftung nicht bekannt, da kann jeder einfach das WLAN freigeben, wenn er es möchte. In Europa ist es genau so. Nur Deutschland macht es kompliziert.

Es könnte ja was passieren, und dann will man jemanden belangen können. Da hat jemand das mit dem Netz wirklich immer noch nicht verstanden.

Wer wirklich etwas Böses tun will, der verschlüsselt und verschleiert, was das Zeug hält. Egal, ob er vorher „Ja, ich mache nix Böses“ angekreuzt hat.

Für die große Mehrheit der Nutzer werden aber die Nutzungshürden hoch gelegt – und das muss nicht sein! Wir wollen doch, dass Leute schnell und einfach ins Netz kommen, auch in Gegenden, die kommerziell vielleicht nicht so interessant sind – zum Beispiel in Büchereien, auf Ämtern oder in Parks abseits der Touristen-Hochburgen.

Und hier kommt Freifunk ins Spiel. Nie gehört?

Freifunk basiert auf einer genialen Idee: Man schliesst seinen WLAN-Router mit einer speziellen Software ans Freifunk-Netz an und die vielen WLAN-Router verbinden sich untereinander zu einem großen Netzwerk, bei dem immer der beste Weg ins Netz gefunden wird. Also alle Freifunk-Anbieter sorgen für ein riesig großes Netzwerk, das man einfach so nutzen kann, weil Bürger etwas von ihrer Bandbreite abgeben. Je mehr Bürger ihre Bandbreite zur Verfügung stellen, desto besser wird das Netzwerk.

Freifunk ist bürgerliches Engagement im 21. Jahrhundert!

Da Freifunk von Privatpersonen angeboten wird, die bei dem Verfahren unmöglich die Nutzer beim Namen kennen können, ist auch nach dem neuen Gesetzentwurf zur Störerhaftung Freifunk nicht legal nutzbar.

Wer schreibt denn bitte da die Gesetze im Wirtschaftsministerium? Machen das die kommerziellen Anbieter von WLAN direkt selber?

Freifunk gehört die Zukunft und es kann ganz wunderbar neben kommerziellen Anbietern existieren. Freifunk sorgt für eine bessere Auslastung der vorhandenen Netze und basiert auf dem alten Kerngedanken des Internets der dezentralen Netze.

Der deutsche Regulierungswahn sorgt dafür, dass die Potentiale der Digitalisierung überlagert werden von einer Diskussion über Probleme, die andere Länder nicht haben.

Die Absurdität der Störerhaftung bei WLAN muss im weiteren Gesetzgebungsverfahren komplett gekippt werden, damit auch Formate wie Freifunk künftig möglich sind!

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Nico Lumma arbeitet als freier Berater und Autor in Hamburg. Er bloggt auf „lumma.de“ und ist eigentlich seit 1995 nicht mehr offline gewesen. Er ist Mitglied der Medien- und netzpolitischen Kommission des SPD-Parteivorstandes und Co-Vorsitzender des Vereins „D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt“.

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