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Institut für Weltwirtschaft Ökonomen prognostizieren starke Inflation

Forscher erwarten ein kräftiges Wirtschaftswachstum. Einige warnen sogar vor einer Überhitzung der Konjunktur und stark steigenden Inflationsraten: Die Verbraucherpreise dürften merklich anziehen - bis 2019 auf fast drei Prozent.
Wirtschaftswachstum erwartet: Mechaniker bei Porsche

Wirtschaftswachstum erwartet: Mechaniker bei Porsche

Foto: MICHAELA REHLE/ REUTERS

Kiel/Nürnberg - Die Wirtschaft in Deutschland wird nach Einschätzung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in den nächsten Jahren kräftig wachsen. Das ist aber keinesfalls nur eine gute Nachricht.

Denn mit dem Boom geht auch ein Risiko einher. Und das sei "für Deutschland derzeit besonders ausgeprägt", sagen IfW-Experten. Ein wichtiger Grund dafür ist die extrem lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB): Das "anhaltende Niedrigzinsumfeld" mache "die Fehlverwendung von Kapital zunehmend wahrscheinlich. So seien an den Immobilienmärkten mancherorts bereits erste Anzeichen für Übertreibungen zu erkennen.

Eine solche Überhitzung sei kein Grund zum Feiern, sondern Anlass zur Sorge. "Stabilisierungspolitisch ist ein Boom ebenso eine Zielverfehlung wie eine Rezession", sagte der Leiter des IfW-Prognosezentrums, Stefan Kooths. Aufgrund der starken Aufschwungkräfte werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) über mehrere Jahre hinweg stärker zulegen als das Produktionspotenzial. Erst 2019 könnte sich der BIP-Zuwachs wieder spürbar verlangsamen.

Wegen der starken Überauslastung der Kapazitäten werde sich der Preisauftrieb verstärken. Das werden voraussichtlich auch die Verbraucher zu spüren bekommen: Die Preise dürften in den kommenden Jahren merklich anziehen, sagen die IfW-Forscher voraus. Die Inflationsrate könnte sich bis 2019 der Drei-Prozent-Marke nähern.

Zudem werde die zunehmende Anspannung auf dem Arbeitsmarkt nach Meinung der Kieler Experten zu stärker steigenden Löhnen führen. Und die Unternehmen dürften versuchen, höhere Personalkosten auf die Verbraucher umzulegen.

Optimismus auf dem Arbeitsmarkt

Angesichts des robusten Wirtschaftswachstums schauen die Forscher der Bundesagentur für Arbeit mit noch mehr Optimismus auf den Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit in Deutschland geht in diesem Jahr nach Einschätzung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) weiter zurück. Sie werde im Jahresdurchschnitt um rund 110.000 auf 2,79 Millionen Menschen sinken, teilte das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit am Montag in seiner Frühjahrsprognose mit.

"Auch Wirtschaftsbereiche, die vom Mindestlohn besonders betroffen sind, bauen weiterhin Beschäftigung auf", betonte IAB-Forscher Enzo Weber. Bei Minijobs werde es allerdings Rückgänge geben.

Das IAB rechnet darüber hinaus damit, dass die Zahl der Erwerbstätigen auf dem Arbeitsmarkt im Jahresverlauf um 350.000 auf 43 Millionen Menschen steigt. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten erreicht demnach 2015 einen Rekordwert von 30,74 Millionen. Dieser Anstieg um 540.000 Menschen liege das sechste Jahr in Folge über dem aller Erwerbstätigen. Eine "besondere Rolle" für diese Entwicklung spiele der "beständige und deutliche Aufwärtstrend" der Teilzeitbeschäftigung, erklärten die Arbeitsmarktforscher.

bos/mik/AFP/dpa/Reuters