Panorama

"St. Pauli pinkelt zurück" Spezial-Lack stoppt Wildpinkler

Wer auf St. Pauli am Wochenende das Haus verlässt, muss sich auf olfaktorische Sensationen der etwas anderen Art einstellen. Die Anwohner des wohl berühmtesten Vergnügungsviertels Deutschlands sind davon ganz schön angepisst - und schlagen zurück.

St. Pauli steht wie keine zweite Vergnügungsmeile in Deutschland für Freiheit und frivole Vergnügungen aller Art. Mehr als 20 Millionen Besucher folgen pro Jahr dem Ruf der Reeperbahn. Die meisten von ihnen bringen einen gewaltigen Durst mit. Gut für den Umsatz der unzähligen Bars und Clubs, schlecht für die Anwohner: Denn irgendwann muss alles, was reinkommt, schließlich auch wieder raus. Und dann verwandeln Wildpinkler die Häuserwände rund um Hamburger Berg, Davidswache und Konsorten in eine Miniaturversion des Ganges zur Regenzeit.

"Es pisst mich tierisch an, dass überall Leute hinpissen", sagt Kiez-Urgestein Götz Barner stellvertretend für die Anwohner. Die stecken nun in einer Zwickmühle: Natürlich könnten Bürgerstreifen durchs Viertel ziehen und Wildpinkler verwarnen - aber das würde nicht nur den rauen Charme St. Paulis konterkarieren, sondern obendrein auch noch genau die Touristen vergraulen, die die Wirtschaft ankurbeln. Die perfekte Antwort auf das Pinkel-Problem hat nun die Interessengemeinschaft St. Pauli in Zusammenarbeit mit der lokalen Initiative BID Reeperbahn+ gefunden: Sie heißt "Ultra-Ever Dry".

Hinter dem Namen steckt nicht etwa eine extra-saugfähige Windel, sondern so ziemlich das genaue Gegenteil. Die amerikanische Resource Energy Group hat einen extrem hydro- und oleophoben Speziallack entwickelt, der in den vergangenen Tagen an bestimmten Hauswänden im Viertel aufgetragen wurde: Die Wände sind nun so flüssigkeitsabweisend, dass sie buchstäblich zurückpinkeln. "St. Pauli spricht direkt zu seinen Gästen - ohne zu pöbeln oder zu meckern. Ich finde das ist eine ganz charmante Art, um auf das Problem aufmerksam zu machen", sagte BID-Quartiersmanagerin Julia Staron den "St.Pauli-News", die zuerst über das ungewöhnliche Projekt berichtet hatten.

Naturgemäß ist der Lack nicht gerade günstig - rund 500 Euro kostet es, eine Fläche von sechs Quadratmetern zu behandeln. Dementsprechend pinkeln momentan nur ein paar besonders belastete Hauswände zurück. Potenzielle Wildpinkler sollten sich trotzdem nicht in Sicherheit wiegen, verrät Staron im Erklärvideo zur Aktion, und kann sich ein breites Grinsen nicht verkneifen: "Nicht alle Wände tragen ein Hinweisschild…"

Quelle: ntv.de, jve

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