Jährlich kommen in Deutschland 120.000 Produkte auf den Markt, nur fünf Prozent stoßen auf Gegenliebe beim Verbraucher und verschaffen sich so ein Bleiberecht im Regal on- oder offline. Ein Fall für das Datenmanagement. Ohne qualifizierte, maschinell verarbeitbare Daten geht nichts, weder Marketing, noch die Logistik der beschleunigenden Warenströme.
Für Handel wie Industrie nimmt der Druck enorm zu, erfolgreiche Produkte einzulisten. Beim Herausfiltern von Top-Produkten, richtigen Regalplätzen oder erfolgversprechenden Werkekampagnen sind eine solide Datenbasis und Schnelligkeit die Benchmark. E-Commerce und
M-Commerce haben daran einen beträchtlichen Anteil.
Heute werben Unternehmen mit „same day delivery“ also der Lieferung bestellter Ware am selben Tag. Um solche Versprechen einhalten zu können, ist ein reibungsloses Warenwirtschaftssystem die Grundvoraussetzung. 13 Ziffern codiert in gruppierten schwarzen Strichen machen es möglich – sie haben die Warenwirtschaft revolutioniert. Die Rede ist vom Barcode.
GS1 Germany steht für das Ordnungssystem, um Produkte oder Dienstleistungen überschneidungsfrei zu kennzeichnen und zwar weltweit. Ob Fernseher, Obst, Joghurt oder Sofa – jedes Produkt erhält eine Art Pass mit auf die Reise zum Kunden, so dass über die Ziffernfolge jederzeit die in einer Datenbank hinterlegten Informationen abrufbar sind und nachvollzogen werden kann, wo sich der Artikel befindet.
Über die Codierung als Barcode sind diese Informationen maschinell schnell einlesbar und können per Tastendruck weiterverarbeitet werden. Das gilt ab der Produktion über die gesamte Logistik, den Verkauf bis zur Auswertung im Warenwirtschaftssystem. Diese Grunddaten lassen sich modular erweitern. Weltweit arbeiten heute über eine Million Unternehmen mit den Standards und Prozessen von GS1.
GS1 Germany GmbH
GS1 Germany GmbH
Maarweg 133, 50825 Köln
Geschäftsführer: Jörg Pretzel
Mitarbeiter: 180
Gesellschafter: Deutscher Markenverband und EHI Retail Institute
Aufsichtsrat:
B. Braun Melsungen, BRAX Leineweber, GARDENA Deutschland, Hela Gewürzwerk Hermann Laue, Henkel Wasch- und Reinigungsmittel, Miele & Cie., Mondelez Deutschland Services, Nestlé Deutschland, Dr. August Oetker Nahrungsmittel, Procter & Gamble Germany, Unilever Deutschland-
Aus dem Handel - Amazon.de, dm-drogerie markt, EDEKA, expert, GLOBUS Holding, Lekkerland, Lidl Stiftung, Markant, Metro Cash & Carry, REWE Group, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
sowie die Logistiker Dachser, Deutsche Post DHL Group.
Unerkanntes Potenzial
Bereits 1948 werden die maschinell lesbaren vertikalen Striche erfunden, erst rund 20 Jahre später interessiert sich die Welt dafür. Diese Erfindung setzt eine umwälzende Veränderung in Gang. Doch es mussten mehrere Faktoren zusammenkommen, um aus diesem Patent einen Welterfolg zu machen.
1. Keine Erfindung für Solisten. Der Einsatz von Barcodes ist aufwändig und unrentabel, solange nur ein Unternehmen sie verwendet und sei es auch international präsent. In Deutschland hatten Handel und Industrie Anfang der siebziger Jahre die Bedeutung erkannt und 1974 die Centrale für Coorganisation gegründet (heutige GS1 Germany), mit dem Deutschen Markenverband und dem EHI Retail Institute als Gesellschafter. Nach langen Verhandlungen einigten sich 1976 Branchenvertreter aus zwölf europäischen Staaten auf ein einheitliches Zahlen-System, die spätere EAN. In Deutschland vergab die CCG im selben Jahr die ersten Zahlenblöcke und am 1. Juli 1977 erschien das erste Produkt mit Barcode.
2. Henne oder Ei?. Was nutzen EAN Codes, wenn sie keiner maschinell lesen kann? Scannerkassen waren 1979 in Deutschland noch die absolute Ausnahme, gerade mal neun Stück deuteten die Zukunft in Supermärkten an.
Glossar
GTIN: Global Trade Item Number (Globale Artikelnummer) – sie hat 2009 die EAN – Europäische Artikelnummer globalisiert. Damit kann jeder Artikel oder Dienstleistung überschneidungsfrei identifiziert werden und Versorgungs- und Lieferprozesse gesteuert werden. Sie umfasst üblicherweise 13 Ziffern, über die ein Zugriff auf die in der Datenbank hinterlegten Produktinformationen möglich ist, zum Beispiel Bezeichnung, Gewicht, Gebindegröße oder Warengruppe. Für besonders kleine Artikel gibt es die 8stellige GTIN.
GLN: Globale Lokalisationsnummer; über 13 Ziffern werden alle Geschäftspartner eindeutig identifiziert. Über 1 Million Unternehmen haben eine GLN. Sie ist der Schlüssel zu den in der Datenbank hinterlegten Informationen der Geschäftspartner. Auf dieser Basis können Unternehmen weitere Lokalisationsnummern bilden.
EPC: Electronic Product Code ist ein weltweit eindeutiger Code zur Produktkennzeichnung, der meist in RFID-Tags codiert wird. Er enthält die SGTIN oder auch serialisierte GTIN. Hier ist die GTIN um eine Seriennummer erweitert.
GPC: Global Product Classification – weltweit gültige Klassifikation, mit der Handelsgüter international verständlich und detailliert eingeordnet werden können, die ähnlich aufgebaut ist wie die Systematik in der Biologie.
RFID: Mit der Radiofrequenztechnologie wird die Datenerfassung beschleunigt. Dazu werden Transponder (Tag oder Chip) auf der Ware angebracht. Darin befindet sich ein Mikrochip mit gespeicherten Informationen. Sie werden über elektromagnetische Wellen übertragen und können nicht nur aus größerer Entfernung eingelesen werden, sondern auch im Pulk beispielsweise durch Lkw-Wände hindurch. Die Einsatzgebiete umfassen unter anderem Wareneingang, Produktionssteuerung, Kommissionierung und Inventur. Anwendung findet RFID insbesondere in der Modebranche.
GS1-128: GS1-128 bietet neben Unternehmens-und Artikelnummer ergänzende Infos zu Chargennummer oder Mindesthaltbarkeit. Am bekanntesten ist der Einsatz des GS1-128-Standards auf dem GS1 Transportetikett. Das Etikett weist neben Absender, Artikelnummer und gegebenenfalls weiteren Infos zum Inhalt auch die Nummer der Versandeinheit (NVE) aus. Sie ist das Kernelement des GS1 Transportetiketts und macht es möglich, Ware über die gesamte Lieferkette zurückzuverfolgen. Gerade in der Lebensmittelbranche bedeutet dies auch ein Plus an Sicherheit für Kunden.
Dann ging es flott, ab 1984 trugen fast alle in Deutschland verkauften Lebensmittel einen Strichcode, auch die Händler rüsteten auf Scannerkassen um. Ende der achtziger Jahre waren sie Alltag, außer bei Aldi, die erst mit der Jahrtausendwende nachzogen.
Jederzeit entscheidungsfähig
Der herausragende Vorteil der Codes: qualitätsgesicherte und valide Artikeldaten. Sie haben an Relevanz gewonnen und sind Basis für Category Management, Shopper Research, Shopper Marketing oder auch Rückrufaktionen. Ob die Abverkaufsdaten für einen Aktionsartikel, die Verknüpfung der Touchpoints oder der Einsatz von mobile Couponing – EAN oder GTIN sind die Voraussetzung für den Erfolg im Wertschöpfungskosmos.
Mobile in Retail Conference 2017
Vom 18. bis 19. Oktober treffen sich die Top-Entscheider und Führungskräfte aus Handel und Industrie auf der
Mobile in Retail Conference in Berlin. Rund 500 Teilnehmer werden erwartet.
Die Highlights
- 80 Referenten – internationales Speaker Line-up
- Plenum und parallele Foren (Payment, Omnichannel, Marketing)
- Trends, Insights und Strategien aus den Bereichen: Mobile im Omnichannel-Handel, Mobile Marketing & Advertising, Mobile Payment/Banking
- Networking mit dem Who is Who der Branche
- Veranstaltungs-App mit Chat & weiteren Interaktionsfunktionen
- Ausstellungsbereich unserer Partner
- Abendveranstaltung im Nordbahnhof Two Buddhas
Weitere Informationen gibt es
hier. GS1 Germany verwaltet die Vergabe der GTIN und stellt Unternehmen einen kompletten Werkzeugkasten der GS1 Standards zur Verfügung:
- Identifikation (zum Beispiel GLN, GTIN/EAN, NVE oder EPC für RFID)
- Kennzeichnung (zum Beispiel GS1-128, GS1 DataMatrix)
- Kommunikation (EANCOM®, GS1 XML, WebEDI)
- Prozessgestaltung (Supply Chain Management, Category Management)
Selbstverständlich bauen die GS1 Standards aufeinander auf und lassen sich passend zur individuellen Anforderung flexibel miteinander kombinieren.
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