Hochglanz-Wohnungen :
Die perfekte Leere

Lesezeit: 6 Min.
In Perfektion erstarrt: durchkomponierte Wohnlandschaft in Grau-Weiß.
Ob in Wohnblogs oder in Hochglanzmagazinen – überall dominiert unpersönliche Aufgeräumtheit. Im Alltag dagegen ist gerade das Unperfekte charmant.

Kommt unerwarteter Besuch, dann bricht bei nicht wenigen Menschen vorübergehend Hektik aus. Das innere Räumkommando lässt uns hektisch von Raum zu Raum eilen, um Ordnung zu schaffen oder zumindest den Eindruck von Ordnung zu vermitteln: die zusammengeknüllte Tagesdecke falten, die verstreuten Sofakissen zur Gruppe arrangieren, Lego-Pyramidenfragmente samt grässlicher Plastikmumien unters Sofa kicken, Chipsschüssel und andere Spuren vom Fernsehkrimi gestern Abend beseitigen, Teller in die Spülmaschine stecken. Denn auch die Küche ist ein weites Feld, hier gibt es viel zu tun und fortzuräumen, die welke Petersilie wandert in die Tonne, so wie der sich wölbende Käsekanten und die ebenso umschwärmte wie vergessene Gammelbanane. Weiter führt der hektische Parcours sockensammelnd ins Bad, flugs über die Hähne poliert und die Gästehandtücher ausgetauscht. Die Mission lautet: Wohnspuren beseitigen. Klar, hier wird gelebt, manchmal auch gefaulenzt, aber das muss nicht jeder gleich sehen.

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