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Mikroplastik: eine Gefahr für den Erdboden?

Erste Experimentalstudie über den Einfluss von Mikroplastik auf das Erdreich und dessen Mikroorganismen

Nr. 210/2018 vom 09.08.2018

Ein wissenschaftliches Team der Freien Universität hat die geologischen und biologischen Auswirkungen von mikroskopisch kleinen Plastikpartikeln auf den Erdboden und die dortigen Mikroben untersucht. Bodenmikroorganismen spielen eine zentrale Rolle in vielen biogeochemischen Kreisläufen, zum Beispiel bei der Zersetzung organischer Materie und der Bindung von Kohlenstoff in der Erde. Das Forschungsprojekt lieferte erste experimentelle Beweise, dass Mikroplastik die biophysikalischen Verhältnisse des Bodens wie auch die Aktivität von Mikroben funktionell verändern kann. Ob und wie Kunststoffe als anthropogene – vom Menschen hervorgerufene – Stressoren langfristig auf das Ökosystem der Erde einwirken, muss allerdings noch umfassend wissenschaftlich untersucht werden. Die experimentelle Pionierstudie erschien in der jüngsten Ausgabe der renommierten Zeitschrift „Environmental Science & Technology“.

Das Team unter der Leitung des Umweltwissenschaftlers Dr. Anderson Abel de Souza Machado und des Biologen Prof. Dr. Matthias C. Rillig wies bereits in einer früheren Studie auf die Gefahr der Mikroplastikverschmutzung hin. Die neue Forschungsarbeit belegt nun erstmals experimentell die biophysikalischen Auswirkungen von Plastikpartikeln im Boden. Dafür wurde Erde in der Versuchsanordnung mit vier verschiedenen Mikroplastiktypen in steigenden Konzentrationen kontaminiert. Diese Erdproben lagerten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fünf Wochen lang unter natürlichen Bedingungen in einem Versuchsgarten der Freien Universität. Anschließend untersuchten sie den Boden und die Aktivität seiner Mikroben. Das Experiment zeigte, dass Plastikpartikel, insbesondere Polyesterfasern, Einfluss auf grundlegende Struktureigenschaften des Erdreichs und seine Wechselwirkung mit Wasser ausübten. Die sogenannte Lagerungsdichte des Bodens – sie gibt als Kenngröße an, wie dicht Bodenteilchen beieinanderliegen – wie auch die Bildung von Aggregaten, also Erdklumpen, wurden durch das Mikroplastik im Boden beeinträchtigt. Kunststoffpartikel vergrößerten oder verkleinerten die Porenräume der Erde und bestimmten so, wie viel Wasser der Boden aufnehmen konnte. Die Mikroorganismen in den Bodenproben waren dadurch gezwungen, sich an die neuen Umweltbedingungen anzupassen. Ihre Aktivität zeigte Anzeichen funktioneller Veränderungen.

Die Autorinnen und Autoren heben in Ihrem Forschungsartikel hervor, dass die Studie die erste ihrer Art sei. Deshalb könne man noch nicht zweifelsfrei ableiten, ob diese Veränderungen langfristig negative Auswirkungen auf das Erdreich und seine Ökosysteme haben werden. „Es ist womöglich zu früh, den kompletten Wirkmechanismus zu erklären und die genauen Folgen vorherzusagen, aber Tatsache ist, dass Mikroben die durch Mikroplastik verursachten Umweltveränderungen wahrnehmen und darauf reagieren“, erläutert Matthias Rillig.

Pressefoto

Polyesterfasern im Boden. © Machado AAS

Das Foto steht Medien zum Download zur Verfügung und ist bei Verwendung im Kontext der Pressemitteilung und bei Angabe der Quelle honorarfrei.

Studienergebnisse im Überblick. © Machado AAS

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Polyester-Fasern im Boden

Polyester-Fasern im Boden © Machado AAS

Polyester-Fasern im Boden © Machado AAS

Polyester-Fasern verändern die Erdstruktur und beeinflussen die Verklumpung des Erdreichs. (Quelle: Machado AAS)

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Studienergebnisse

Studienergebnisse © Machado AAS

Studienergebnisse © Machado AAS

Schaubild: Grafische Zusammenfassung der Studienergebnisse. Jede Kontamination mit unterschiedlichen Plastikarten beeinflusst den Boden und seine Funktionen grundlegend – auch als Lebensraum für Mikroorganismen. (Quelle: Machado AAS, Journal „Environmental Science & Technology“)

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Weitere Informationen

Studie

De Souza Machado, Anderson Abel; Lau, Chung Wai; Till, Jennifer; Kloas, Werner; Lehmann, Anika; Becker, Roland & Rillig, Matthias C. (2018). Impacts of microplastics on the soil biophysical environment. Environmental Science & Technology. DOI: 10.1021/acs.est.8b02212

www.pubs.acs.org/doi/10.1021/acs.est.8b02212

Kontakt

Dr. Anderson Abel de Souza Machado, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Biologie der Freien Universität Berlin, Telefon: (+49) 30 838 53143, E-Mail: abel.machado@fu-berlin.de

Dr. Matthias C. Rillig, Professor am Institut für Biologie der Freien Universität Berlin, Telefon: (+49) 30 838 53165, E-Mail: rillig@zedat.fu-berlin.de, Homepage: www.bcp.fu-berlin.de/biologie/arbeitsgruppen/botanik/ag_rillig/index.html