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Kommentar

Der Minister spielt auf Zeit

Die Erwartungen an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn beim Deutschen Apothekertag in München waren groß. Vor einiger Zeit hatte Spahn angekündigt, seine Vorstellungen zum Rx-Versandverbot mit den Delegierten des Deutschen Apothekertages zu diskutieren. Wer sich von der Veranstaltung einen Durchbruch beim Versandverbot erhofft hatte, der wurde jedoch enttäuscht.
Daniel Rücker
11.10.2018  10:32 Uhr

Was Spahn sagte, war weitgehend bekannt. Der Minister kam mit annähernd leeren Händen nach München. Anstelle des Durchbruchs gab es einen neuen Termin: Innerhalb von sechs Monate will er den gordischen Knoten zu zerschlagen. Was sich bis dahin ändern soll, blieb offen.

Für die Apotheker ist dies ein absolut unbefriedigendes Ergebnis. Mit jedem Monat wird es unwahrscheinlicher, dass der Minister den Koalitionsvertrag an dieser Stelle umsetzen wird. Hätte er dies tatsächlich gewollt, hätte er konkreter argumentieren müssen. So bleibt es bei der Hängepartie. Der Minister spielt auf Zeit. Selbst große Optimisten müssen erkennen, dass es nun noch schwieriger wird mit dem Rx-Versandverbot.

Immerhin war die Diskussion mit Spahn offen und in vielen Punkten auch konstruktiv. Ein klares Nein zum Versandverbot gab es auch nicht. Mit einer anderen Erwartungshaltung wäre es vielleicht sogar eine einvernehmliche Diskussion geworden. Die berechtigte Erwartung der Apotheker war aber ganz klar, dass Spahn aufzeigt, wie er das Versandverbot umsetzt. Davon blieb er leider weit entfernt. Wie es nun weitergeht, ist unklar. Noch einmal ein halbes Jahr auf einen neuen Anlauf zu warten, ist für die Apotheker keine Lösung. Für Spahn vielleicht schon. Der Minister spielt mit Erfolg auf Zeit.

Foto: PZ/Alois Müller

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