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ACE-Hemmer und Lungenkrebs

Kausalzusammenhang nicht belegt

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hält es für nicht erwiesen, dass die Einnahme von ACE-Hemmern das Lungenkrebsrisiko erhöht, wie es kürzlich eine große Studie nahegelegt hatte. Da deren Aussagekraft jedoch aufgrund möglicher Verzerrungen begrenzt sei, besteht aus Sicht der EMA derzeit kein Handlungsbedarf.
Annette Mende
30.04.2019  16:44 Uhr

ACE-Hemmer gehören zu den Standardmedikamenten bei Bluthochdruck und Herzinsuffizienz und haben ein entsprechend hohes Verordnungsvolumen. Vor diesem Hintergrund ließen die Ergebnisse einer epidemiologischen Beobachtungsstudie von Dr. Blánaid M. Hicks und Kollegen aufhorchen, die im Oktober im »British Medical Journal« erschienen war. Die Epidemiologen hatten darin bei Patienten, die ACE-Hemmer einnahmen, ein im Vergleich zu Sartan-Anwendern leicht erhöhtes Lungenkrebsrisiko gesehen.

Der Pharmakovigilanzausschuss der EMA, der sich daraufhin mit dem Thema beschäftigte, kam jedoch in seiner letzten Sitzung zu dem Schluss, dass die Aussagekraft der Studie zu gering ist, um weitere Maßnahmen zu triggern. Darauf weist nun auch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) hin. Patienten, die ACE-Hemmer erhielten, seien älter, häufiger männlich und seltener Nichtraucher gewesen. Der sozioökonomische Status, der das Verschreibungsverhalten und das Lungenkrebsrisiko beeinflussen kann, seien nicht berücksichtigt worden. Zudem seien bei Patienten unter ACE-Hemmern Lungenkarzinome möglicherweise häufiger entdeckt worden, da wegen Husten − einer bekannten Nebenwirkung der ACE-Hemmer − häufiger Diagnostik erfolgte.

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