Rheuma wird oft zu spät erkannt

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Nicht selten haben Betroffene einen regelrechten Ärztemarathon hinter sich, bis bei ihnen eine rheumatische Erkrankung erkannt wird, insbesondere Morbus Bechterew. Das soll sich in Zukunft ändern. Neue Strategien sollen helfen, die Diagnose Rheuma früher zu stellen.

Der Münchner Rheumatologe Dr. Martin Welcker erlebt es in seiner Praxis immer wieder: Wäre der Patient früher zu ihm gekommen, hätte er Schlimmeres verhindern können. Das gilt besonders für Menschen mit Morbus Bechterew. Werden die rheumatischen Beschwerden im Rücken nicht erkannt und entsprechend behandelt, versteift die Wirbelsäule zunehmend. Der Patient kann sich immer weniger bewegen, manchmal wird die Wirbelsäule regelrecht krumm. Die Folge: Die Lebensqualität nimmt deutlich ab. Grund sind Verknöcherungen in den Wirbelkörpern – eine Folge der nicht behandelten rheumatischen Entzündungen von Morbus Bechterew.

Dabei muss heute niemand mehr einen Buckel fürchten. Früh erkannt, kann der Facharzt die Beschwerden sehr gut lindern und das Voranschreiten der Krankheit deutlich verzögern, wenn nicht sogar aufhalten.

Neue Strategien für die Früherkennung

Deshalb, so Welcker, bezeichnen Mediziner Morbus Bechterew und seine Frühformen seit einiger Zeit als axiale Spondyloarthritiden (Einzahl: Axiale Spondyloarthritis). Diese Umbenennung ist eine von mehreren Strategien, die Experten im Kampf gegen Morbus Bechterew entwickelt haben. Diese neuen Klassifikationskriterien kombiniert mit moderner Medizintechnik haben tatsächlich dazu geführt, dass Diagnosen schneller gestellt werden. So können die Ärzte früher reagieren und die Entzündungen mit der richtigen Medikation eindämmen, die von entzündungshemmenden Antirheumatika bis Biologika reichen.

Weitere Maßnahmen für eine verbesserte Früherkennung sind Aufklärung und Vernetzung. Je früher ein Rheumapatient zum Facharzt überwiesen wird, desto schneller kann der Experte gegen die Krankheit vorgehen. Welcker und seine Kollegen arbeiten derzeit an einem digitalen Tool, das die Zeit bis zur Diagnose verkürzen soll. Das Programm ermittelt anhand eines Fragebogens, ob der Betroffene einen Rheumatologen aufsuchen sollte. In Nordrhein-Westfalen ist RhePort bereits im Einsatz. Der bundesweite Start steht kurz bevor.

Auf die richtigen Fragen kommt es an

Insbesondere bei der Diagnose einer axialen Spondyloarthritis ist es wichtig, die richtigen Fragen an den Patienten zu richten. So ist der Zeitraum, wann genau die Rückenschmerzen auftreten, ein verlässliches Indiz dafür, ob der Betroffene unter degenerativem Kreuzschmerz leidet und zu einem Orthopäden gehen sollte, oder es sich um entzündliche Schmerzen handelt. Belastungsschmerzen treten in der Regel in der zweiten Tageshälfte auf, während Schmerzen, deren Ursache eine Entzündung ist, sich eher in der zweiten Nachthälfte zeigen – also etwa zwischen zwei und fünf Uhr morgens. In diesem Fall ist der Gang zum Rheumatologen unausweichlich. Leider gibt es in manchen Teilen Deutschlands verhältnismäßig wenige Rheumatologen. Die Folge: Die Anfahrt zum Termin könnte für einige Patienten lang werden.

Egal wie weit der Weg ist, er lohnt sich: „Ein guter Rheumatologe ist eine wertvolle Hilfe für einen Patienten“, betont Welcker. Schließlich gibt es innovative Therapien, die Rheumapatienten trotz ihrer Krankheit ein aktives und zufriedenes Leben ermöglichen.

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