Die Landesbank Baden-Württemberg hat Nachhaltigkeit bereits seit mehreren Jahren fest in ihrer Geschäftsstrategie verankert und für alle Ebenen im Geschäftsbetrieb ESG-Kriterien festgelegt. Unser Gast Patrick Schwiertz, Leiter Nachhaltigkeit und ESG bei der LBBW, hat bereits viel Erfahrung mit ESG-Ratings bzw. der Zusammenarbeit mit ESG-Ratingagenturen. In seinem Vortrag am 12. Mai 2022 berichtete er über die unterschiedlichen Bewertungsmethoden zwischen NGO-Ratings und investorenbeauftragten Ratings und gab Tipps für Sparkassen, wie sie mit verschiedenen „Quick Wins“ ihr eigenes Rating verbessern können.

„In der LBBW ist bereits seit 2017 das Thema Nachhaltigkeit ein Teil der vier strategischen Stoßrichtungen. Schon 1992 haben wir unseren ersten Umweltbericht veröffentlicht, 2007 den ersten Nachhaltigkeitsbericht. Verschiedene Ratingagenturen bewerten unser Haus durchgängig gut bzw. im grünen Bereich auf ihrer Bewertungsskala“, stieg Schwiertz in seine Ausführungen ein. „Damit sind wir auch schon beim ersten Stolperstein angelangt: Unterschiedliche Bewertungsskalen erschweren die Vergleichbarkeit.“ fuhr Schwiertz fort.

Das Ziel der Ratingagenturen sei aber stets dasselbe: Sie alle wollen eine Entscheidungsorientierung für Investoren und Verbraucher bieten sowie Vergleiche der Wettbewerber untereinander ermöglichen. Der Nutzen für Sparkassen ist hierbei aus Schwiertz‘ Sicht ganz klar: Sie haben die Chance, ihre eigene Reputation zu steigern sowie sich als nachhaltige Bank zu positionieren.

 

Vergleich: Creditratings vs. ESG-Ratings

„Ich möchte einen Vergleich mit Creditratings ziehen, die Sie alle kennen“, führte Schwiertz weiter aus. „Dabei spreche ich von Namen wie z.B. S&P Global, Moodys und Fitch. Sie alle basieren auf einer einheitlichen Bewertungsmethodologie und sind daher gut vergleichbar. Das ist bei ESG Ratings zurzeit noch nicht der Fall: Der Markt ist dynamisch und von vielen Neugründungen und Übernahmen geprägt. Daneben ist die Methodik sehr vielschichtig.“

Weitere Grenzen der Aussagekraft von ESG Ratings ergeben sich laut Schwiertz durch:

  • eine regelmäßige Vergangenheitsbetrachtung
  • sie sind i.d.R. investorenbeauftragt (durch professionelle bzw. institutionelle Investoren)
  • nicht alle Ratinganbieter sind transparent in ihren Prozessen bzw. Bewertungskriterien
  • es gibt keinen standardisierten Feedback-Prozess

 

Tipps für den Dialog mit ESG-Ratingagenturen

„In den meisten Fällen informiert eine Ratingagentur die betroffene Bank, dass ein Investor ein Rating beauftragt hat und sie mit der Bewertung der veröffentlichten Fakten startet“, erläuterte Schwiertz seine Erfahrungen. „Tipp 1: Verweisen Sie die Agentur auf Veröffentlichungen auf Ihrer Webseite, damit tatsächlich alle Publikationen Berücksichtigung finden. Im nächsten Schritt wird Ihnen die Agentur ihre Begutachtungsergebnisse zur Kenntnis geben. Tipp 2: Prüfen Sie, ob alle Infos aufgenommen wurden. Tipp 3: Gehen Sie in einen Feedback-Dialog mit der Agentur. Binden Sie interne Fachbereichsverantwortliche ein.“

Ratingagenturen veröffentlichen ihre Bewertungsergebnisse i.d.R. auf ihrer Webseite und aktualisieren sie jährlich – nach Schwiertz‘ Dafürhalten eine gute Gelegenheit für bewertete Sparkassen, eine regelmäßige Verbesserung der Bewertung anzustreben.

 

Abgrenzung zu NGO-Ratings

Neben ESG-Ratingagenturen gebe es weitere Unternehmen, z.B. den WWF oder den FairFinanceGuide, so Schwiertz weiter. Diese NGO’s erstellen Ratings für die allgemeine Öffentlichkeit, Privat- und Geschäftskunden sowie Medien und Politik. Damit verfolgen sie das Ziel, Druck auf Politik und Wirtschaft zur Ergreifung weiterer klimaschutzfördernder Maßnahmen auszuüben bzw. Privatpersonen einen Vergleich zu liefern: Banken sollen angehalten werden, ihr Handeln bzw. ihre Regelwerke entlang der Ziele zu optimieren, die von den NGO’s für erstrebenswert gehalten werden.

Die Veröffentlichung erfolgt i.d.R. zu einem bestimmten Stichtag im Jahr und wird von nationalen und internationalen Medien aufgegriffen. Sie hat daher eine wesentlich breitere Öffentlichkeitswirkung.

 

Maßnahmen zur Verbesserung des eigenen Rankings

  1. Transparenz, Transparenz, Transparenz: Was wird im Bereich Nachhaltigkeit bereits unternommen, aber noch nicht kommuniziert? Ggf. können weitere Veröffentlichungen erfolgen und somit positiv im Ranking von NGO’s Berücksichtigung finden.
  2. Ist die Kommunikation von Ausschlüssen möglich (da ohnehin gesetzlich verboten)? Das könnte z.B. die Finanzierung von Pornografie und Glücksspiel sein.
  3. Welche Schwerpunkte setzt die Ratingagentur? Ggf. für das Folgeranking einzelne Punkte verbessern bzw. veröffentlichen.
  4. Was fordern andere Stakeholder, wie das Geschäftsmodell nachhaltiger werden kann? Schnittmengen zum Basisgeschäft finden.
  5. Blick hinter die Kulissen der Ratingmethodologien: Welche Hebel können anhand einer GAP-Analyse aufgedeckt werden?

 

Wir danken Herrn Schwiertz für seine Ausführungen. Das nächste Forum Klimapartner ist bereits in Planung – weitere Details erfahren Sie demnächst auf dieser Seite.

 

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