Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: Virtuelle und reale öffentliche Räume

Projektsteckbrief

  • Status Abgeschlossen
  • Laufzeit November 2012 – Juli 2014
  • Programm ExWoSt

Die wachsende Bedeutung virtueller Kommunikations- und Interaktionsformen verändern die Formen des sozialen Zusammenlebens und die realen öffentlichen Räume. Das Verhältnis virtueller und realer öffentlicher Räume wurde im Rahmen dieses Forschungsvorhabens untersucht. Ziel war es, auf Basis einer gesellschaftlichen und theoretischen Herleitung die Vielzahl der aktuellen Phänomene und Veränderungstendenzen zu erfassen, einzuordnen und in Hinblick auf die praktischen Fragen von Stadtentwicklung und Baukultur sowie die weitere Ausgestaltung von Stadtentwicklungs- und Baukulturpolitik auf der Bundesebene zu bewerten.

Projektlaufzeit: November 2012 - Juli 2014

Ausgangslage

Das Internet verändert die Gesellschaft und die Städte. Für immer mehr Aufgaben kommen neue Medien, digitale Techniken und intelligente Infrastruktur zum Einsatz. Viele fragen sich, welche Auswirkungen diese technischen Veränderungen auf den Einzelnen, die Gesellschaft und damit auf das System Stadt haben:

• Welche Rolle spielt die Stadt mit ihren öffentlichen Räumen als Medium für Kommunikation und reale Interaktion in einer digitalen Gesellschaft?
• Welchen Einfluss hat die Entwicklung auf die Bildung von Öffentlichkeit als Wesensmerkmal der Europäischen Stadt?

Die bisherige Debatte zeichnet sich durch gegensätzliche Positionen aus:

Einige Stadtforscher und Beobachter befürchten, dass sich die Stadt als gebautes System der Kommunikation und Öffentlichkeit auflöst und mit ihr der städtische Platz als "Urform" eines öffentlichen Raumes an Bedeutung verlieren wird. Die digitale Vernetzung wird aus dieser Perspektive oft als Bedrohung und Bevormundung thematisiert: dass vernetzte künstliche Systeme und Intelligenzen in die Privatsphäre der Menschen eindringen und den Einzelnen in seinem Tun und Denken kontrollieren; dass die digitale Optimierung der Stadt sich ohne Regulativ in Form einer Öffentlichkeit vollzieht, ohne dass der Einzelne mitbestimmen kann, wie weit diese intelligente Vernetzung und damit der Eingriff in seine reale Lebenswelt reichen soll. Auch wird befürchtet, dass Menschen durch den inflationären und einseitigen Gebrauch digitaler Kommunikationstechniken die Fähigkeit zur realen Gemeinschaftsbildung verlernen und sich stattdessen in einer virtuellen Welt verlieren.

Auf der einen Seite wird die Stadt als Experimentierfeld für neue Möglichkeiten gesehen: Airbnb, Medienfassaden, Smart Grids, E-Commerce, intelligent vernetzter Verkehr, Onlinespiele im realen Raum. Es sind oft Ingenieure, die diese Möglichkeiten sehen und technisch umsetzen wollen. Es sind aber auch Bürger, Bewohnerinnen oder Künstler, die für sich erkennen, dass durch die Verzahnung digitaler Techniken mit dem Stadtraum ein Mehrwert entsteht. Andere sehen, dass man die Daten, die Menschen hinterlassen (z.B. Bewegungsprofile), nutzen kann, um neue Angebote zu schaffen. Auch kann man durch die intelligente Verknüpfung Umweltaspekte besser umsetzen, ohne dass man dem Einzelnen mehr Pflichten oder Regeln auferlegt. Die richtigen Dinge laufen dann automatisch im Hintergrund ab.

Ziel

Mit diesem Projekt wurde ein neues Forschungsfeld im Bereich Stadtplanung, öffentlicher Raum und Medien für die Stadtplanung sondiert und das neue thematische Feld der virtuellen und realen öffentlichen Räume aus Sicht der Stadtplanung abgesteckt. Durch Arbeitsthesen wird ein erster Dialograhmen für weitere Forschung geschaffen. Die Arbeit soll dazu anregen, reale Lebensweisen und Wirkungen neuer online basierter Kommunikationstechniken in ihrem Zusammenwirken in der Stadt zu verstehen.

Auftragnehmer des Forschungsprojektes war: orange edge | urban research and marketing, (Dr. Stefanie Bremer, Henrik Sander) Hamburg

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