Die Innenstadt mit Frauendom, Rathaus und Residenz ist beeindruckend, die Seen im Voralpenland sind idyllisch, die Berge imposant. München ist für seine Lebensqualität und seinen hohen Freizeitwert bekannt. Daher zieht es viele Menschen – vor allem die Hochqualifizierten – in die bayerische Landeshauptstadt. München boomt. Die Arbeitslosenquote liegt bei mickrigen drei Prozent.

Die Unternehmen in der Stadt müssen sich aber mittlerweile anstrengen, um neue Mitarbeiter in die bayerische Metropole zu locken. Das Leben ist einfach zu teuer. Die Mieten in und um München sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen – 14 oder 15 Euro pro Quadratmeter sind keine Seltenheit. Der Münchener Mietspiegel 2014 der Wohnungsbörse geht bei Wohnungen mit 30 Quadratmetern Grundfläche sogar von einem durchschnittlichen Mietpreis von 19,83 Euro pro Quadratmeter aus. Der deutschlandweite Durchschnitt liegt bei 9,10 Euro. Für Beschäftigte mit niedrigem Einkommen sind diese Mieten kaum noch bezahlbar.

Auch deshalb steigt die Zahl der Stellenangebote auf den Internetseiten der ansässigen Unternehmen, den großen Stellenbörsen und in den lokalen Zeitungen und Anzeigenblättern. Gesucht werden Erzieher, Friseure, Busfahrer, Krankenschwestern, Techniker oder Bürokauffrauen.

"Die Mieten haben ein Niveau erreicht, das für viele Fachkräfte nicht mehr zu bezahlen ist", sagt Gülseren Demirel, Fraktionschefin der Grünen im Münchener Stadtrat. "Wenn Alte und Kranke nicht mehr gepflegt werden können, weil kein Personal da ist, wenn Kindergartengruppen geschlossen werden müssen, weil Erzieher fehlen, dann betrifft dies die gesamte Bevölkerung." Auch für Angestellte der Stadt sei die Situation zunehmend problematisch: "Kürzlich wurden dem Kreisverwaltungsreferat (KVR) weitere 90 Stellen bewilligt", erzählt Demirel. Der KVR-Chef habe jedoch auch aufgrund der Wohnungsmarktsituation Probleme gehabt, die neuen Stellen zu besetzen.

Was kann die Stadt tun?

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) München und Oberbayern kommt in ihrer Studie "Wachstumsdruck erfolgreich managen" zu dem Schluss, dass der Fachkräftemangel trotz Zuzugs weiter zunehmen werde. Schon jetzt fehlen laut IHK im Großraum München über 100.000 Fachkräfte.

Stephan Reinhold, Geschäftsführer von Cewe Color München, muss sich täglich mit den steigenden Lebenshaltungskosten in München auseinandersetzen. Von allen Cewe-Standorten – die Zentrale sitzt im niedersächsischen Oldenburg – sind die Arbeitskosten in München am höchsten. "Ich zahle meinen Mitarbeitern in der Produktion eine Prämie von 25 Prozent", sagt Reinhold. Anders ginge es gar nicht. Wenn Kollegen aus Oldenburg nach München kämen, wären sie von der Stadt und Umgebung angetan, würden aber ihren Arbeitsort nicht tauschen wollen.

"Ein Werksangestellter in Oldenburg erzählte mir, dass er in Oldenburg für 1.400 Euro ein Einfamilienhaus mit großem Garten mieten könne. In München ist zum selben Preis eine Zweizimmerwohnung drin." Mit einer Vielzahl von Maßnahmen versucht das Unternehmen, den Standort München für die Mitarbeiter attraktiv zu machen. Cewe München hat sich beispielsweise mit anderen Unternehmen zusammengeschlossen und einen Kindergarten gegründet.

Stephan Reinhold wäre auch bereit, Mietzuschüsse zu zahlen. Aber die müssten als geldwerter Vorteil von Mitarbeitern versteuert werden. "Ich tue, was ich kann", sagt Reinhold. Er fordert von der Stadt und den umliegenden Gemeinden, mehr Bauland auszuweisen und die Preise für Grund und Boden zu senken, damit sich die Lage auf Mietmarkt entspannt.