Auf der Überholspur Richtung Klima-Desaster
Der Weltklimarat IPCC findet im zweiten Teil seines sechsten Sachstandsberichts, der im März 2022 veröffentlicht wurde, deutliche Worte: Machen wir weiter wie bisher, steuern wir bis 2050 auf eine Erhitzung unseres Planeten um 3,2 Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Zeiten zu – mit katastrophalen Folgen.
Wollen wir dagegen weiter Kurs auf das 1,5-Grad-Ziel halten, dann müssen die globalen CO2-Emissionen so schnell wie möglich massiv reduziert werden. Besonders schnelle Reaktionen werden von den Industrieländern erwartet, da sie die Hauptlast am menschengemachten Treibhauseffekt tragen. Für Deutschland heißt das, seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 65 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren, um bis 2045 klimaneutral zu sein.
Ein Drittel der Emissionen stammt aus der Energiewirtschaft
Der größter Hebel hin zu Klimaneutralität ist die Energiewirtschaft, denn die meisten CO2-Emissionen in Deutschland gehen aktuell auf diesen Sektor zurück. Die Erzeugung von Strom und Fernwärme in öffentlichen Kraftwerken und die Herstellung von Kohle- und Mineralölprodukten ist für mehr als ein Drittel der gesamten CO2-Emissionen verantwortlich.
Hoffnung macht, dass in diesem Bereich seit 1990 auch schon die meisten CO2-Emissionen eingespart wurden. Bereits heute sind Wind, Sonne, Biomasse und Wasser die wichtigsten Energiequellen; ihr Anteil am Stromverbrauch stieg von gerade mal 6,5 Prozent im Jahr 2000 auf 42,1 Prozent im Jahr 2019 – und die Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie wird immer kostengünstiger.
Im Vergleich zu anderen zentralen Sektoren wie Verkehr, Industrie und Gebäude könnte die Energiewirtschaft ihr Sektorziel der im Koalitionsvertrag vereinbarten Klimamaßnahmen für 2030 tatsächlich unterschreiten, wie ein Gutachten des Öko-Instituts im Auftrag der Stiftung Klimaneutralität feststellt. Allerdings nur dann, wenn der Kohleausstieg auch tatsächlich bis 2030 gelingt, erneuerbare Energien ab sofort massiv ausgebaut werden und die CO2-Preise des europäischen Emissionshandelssystems weiter steigen.
Die Abkehr von fossilen Energieträgern kommt dabei nicht nur dem Klimaschutz zu Gute, sondern sie verringert gleichzeitig auch die starke Abhängigkeit von Energieimporten, die insbesondere für energiehungrige Industriestaaten wie Deutschland ein großes Sicherheitsrisiko darstellt. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine und die damit verbundenen Schwierigkeiten, Sanktionen gegen Deutschlands wichtigsten Gaslieferanten durchzusetzen, zeigt das (mal wieder) deutlich.
Doch wie können diese Transformationsprozesse hin zu einer klimaneutralen Energiewirtschaft vorangetrieben werden? Eines ist klar: Digitale Lösungen und technische Innovationen werden dabei eine große Rolle spielen.
Die Zukunft ist vernetzt
Das neue RESET-Greenbook „Energiewende- Die Zukunft ist vernetzt“ rückt die Frage in den Fokus, wie wir in einer klimaneutralen Zukunft Energie gewinnen, verteilen und speichern und wie effiziente Energiesysteme insbesondere in der Industrie mithilfe digitaler Technologien gestaltet werden können.
Was sind die Energiequellen der Zukunft? Wie kann die Verteilung intelligent gesteuert werden? Welche digitalen Lösungen stehen bereits bereit und wo sind neue Innovationen gefragt? Welche Hürden stehen einem klimaneutralen Energiesystem im Weg und wie kann die Transformation vorangetrieben werden?
Um Antworten auf diese und weitere Fragen zu finden stellen wir auf RESET.org in den nächsten Monaten Best-Practice-Beispiele vor, tauschen uns mit Expert*innen aus und beleuchten die Hintergründe. Es wird spannend!
Das Dossier „Energiewende – Die Zukunft ist vernetzt“ ist Teil der Projekt-Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), in deren Rahmen wir vier Dossiers zum Thema „Mission Klimaneutralität – Mit digitalen Lösungen die Transformation vorantreiben“ erstellen. Dabei nehmen wir die Sektoren in den Blick, die für die meisten CO2-Emissionen verantwortlich sind: Energiewirtschaft und Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft. Mehr Informationen hier.
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