Energiewende : Seehofer stellt sich gegen neue Stromtrassen
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Extralange Leitung: Rund 800 Kilometer soll die längste der geplanten neuen Stromtrassen von Norden nach Süden sein. Bild: dpa
Für die Energiewende sind neue, hunderte Kilometer lange Stromtrassen von Norden nach Süden notwendig. Doch Horst Seehofer stellt sich quer - Bayerns Ministerpräsident hat andere Pläne. Droht der nächste Koalitionskrach?
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hat komplett neue Verhandlungen über den Bau weiterer Stromtrassen gefordert. „Wir sind im Moment an einer Wegscheide, wo wir wirklich nachdenken müssen über den nächsten Schritt der Energiewende“, sagte der CSU-Chef der „Süddeutschen Zeitung“.
Viele der geplanten Trassen seien nicht notwendig. „Der Automatismus der Vergangenheit, wir bauen erneuerbare Energien überall aus und hängen dann alles mit Netzen zusammen, ist schwer ins Wackeln gekommen“, sagte Seehofer.
Zwei vom Norden nach Süden verlaufende Stromtrassen waren zuletzt in der Planung gewesen: Eine 800 Kilometer lange Leitung von der Küste nach Unterfranken, eine Trasse von Sachsen-Anhalt bis in die Nähe von Augsburg. Beide Projekte lehnt Seehofer nun offensichtlich ab.
Die Trassen seien ein gravierender Eingriff in die Natur, sagte der CSU-Chef. Die Milliarden-Kosten würden weiter in die Höhe schnellen, wenn die Kabel unter die Erde verlegt würden, wie es die Bürger forderten. „Es geht um den Schutz der Natur und der Geldbeutel“, sagte Seehofer. Deshalb müsse man Alternativen prüfen.
Statt der Trassen wolle Seehofer Bayern mit Gaskraftwerken unabhängig von Leitungen machen, berichtete die „Süddeutsche“. Den Netzbetreibern warf Seehofer vor, vor allem Gewinn machen zu wollen: „Es geht um nichts anderes als eine Geldanlage mit sicherer Rendite.“ Über die Stromtrassen werde bei der nächsten Koalitionssitzung gesprochen.
Stromversorgung in Deutschland : Die Angst vor dem Blackout
Seehofer hatte bereits im Februar die Pläne für den Stromtrassenausbau - ein zentraler Teil der Energiewende - infrage gestellt. Der Ausbau soll Bayern besser an die Stromerzeugung in Norddeutschland anbinden.