Überwachung

Echo & Co: Wie im Wohnzimmer spioniert wird

Amazons smarter Lautsprecher Echo erlaubt es den Nutzern per Sprachbefehl Musik abzuspielen, ihr vernetztes Heim zu steuern oder Bestellungen beim Online-Versandhaus zu tätigen. Um der Box einen Befehl geben zu können, muss man sie zuerst mit einem bestimmten Signalwort aufwecken. Im Fall von Amazon lautet das Zauberwort: „Alexa“.

Manipulation

Dem Sicherheitsforscher Mark Barnes ist es nun gelungen, ein Amazon-Echo-Gerät mit dem Baujahr 2016 dazu zu bringen, permanent alles mitzuhören, was im Wohnzimmer gesprochen wird. Dazu muss man eine zuvor manipulierte SD-Karte einsetzen, die die Software von Amazon Echo umprogrammiert. Nach einem Neustart des Geräts kann alles, was über das eingebaute Mikrofon empfangen wird, von einer dritten Person abgerufen werden – auch dann, wenn die SD-Karte wieder entfernt wird. Das Gerät wird damit zur perfekten Wanze.

Barnes erklärt, dass es sehr einfach war, die Software zu manipulieren. Laut Georg Markus Kainz vom Datenschutz-Verein quintessenz war es nur eine Frage der Zeit, bis das jemand versucht. „Das Gerät kann standardmäßig zuhören und wenn man die Software manipuliert, macht es das, was es kann“, sagt Kainz.

Spielkonsolen

Die smarten Lautsprecher seien außerdem nicht die einzigen Geräte, die das potenziell können. „Wir stellen immer mehr Geräte in unser Wohnzimmer, die über Mikrofon und Kamera verfügen.“ Dazu zählen etwa Smartphones, Spielekonsolen und Smart-TVs.

Microsofts Xbox One geriet deswegen schon vor dem Verkaufsstart in Verruf. Die Spielekonsole, die mit „Kinect“ über eine Leiste mit Kamera und Mikrofon verfügt, sollte ihre Benutzer standardmäßig überwachen, um Sprachbefehle zu ermöglichen. Nach massiver Kritik wurde zum Verkaufsstart eine Möglichkeit eingeführt, die Lauschfunktion zu deaktivieren.

Amazon Echo hat einen Knopf, der das Mikrofon stummschaltet. Diesen kann man etwa vor sensiblen Gesprächen drücken, damit diese nicht mitgehört werden können. Wenn er betätigt wird, bringt auch die manipulierte Software nichts mehr und niemand kann lauschen. So kann aber Amazon Echo nicht dazu genutzt werden, wofür es geschaffen wurde: Die Interaktion per Sprache.

TV-Geräte

Smart-TVs könnten ebenfalls zu Mitlauschern werden. Einige Modelle verfügen über eine eingebaute Sprachsteuerung mit Mikrofon, manche haben sogar eine Kamera für Videochats. Es war Kriminellen bereits gelungen, ein Pärchen zu filmen, das auf der Couch vor dem TV Sex hatten. Der Clip landete im Internet. Das Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik (BSI) warnt daher davor, vor TV-Geräten in Hotelzimmern Sex zu haben. „Hotelnetzwerke sind attraktive Ziele für Kriminelle, weil sie oft nicht hinreichend geschützt sind.“

Auch der Sicherheitsforscher Barnes weist darauf hin, dass Amazon-Echo-Geräte immer häufiger in Hotelzimmern zum Einsatz kommen und sie dort relativ einfach per SD-Karte manipuliert werden können. Aber auch im Eigenheim bringen Geräte mit Kamera und Mikrofon immer mehr Gefahren mit sich. Ist das Mikrofon einmal dauerhaft aktiviert, kann das gerade in der Urlaubszeit zum Problem werden: „Man würde in so einem Fall auch hören, ob jemand zu Hause ist oder nicht“, warnt Kainz.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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