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Investor plant riesige Windräder bei Hohnstein

190 Meter hohe Anlagen will eine Freiberger Firma in Ehrenberg bauen. Ob das genehmigt wird, ist fraglich.

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© Wolfgang Wittchen

Von Dirk Schulze

Auf einem Feld fast mittig zwischen Hohnstein und Neustadt könnten in den nächsten Jahren die bislang größten Windräder der Region entstehen. Ein Investor will nördlich von Ehrenberg, an der Straße von Hohnstein nach Neustadt, einen Windpark errichten. Geplant sind drei Windräder mit einer Nabenhöhe von 135 Metern. Die Rotoren kommen auf einen Durchmesser von 115 Metern, wodurch sich eine Gesamthöhe von 190 Metern ergibt – gemessen vom Boden bis zur Rotorspitze. Die aus Betonfertigteilen bestehenden Türme sind am Fuß 18 Meter dick.

Die geplanten Windräder haben eine Gesamthöhe von 190 Metern, der Rotordurchmesser beträgt 115 Meter.
Die geplanten Windräder haben eine Gesamthöhe von 190 Metern, der Rotordurchmesser beträgt 115 Meter. © Wolfgang Wittchen

Hinter den Plänen steht die Firma Sabowind. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Freiberg hat bereits Windparks in Deutschland, Tschechien, Polen und Kroatien errichtet. Auf der Suche nach weiteren möglichen Standorten wurden die Planer nun bei Ehrenberg fündig. Die Firma hat dafür nach eigenen Angaben alle aktuell gültigen Kriterien für den Naturschutz, Mindestabstände zu Wohnhäusern, Schattenwurf und Lärmbelastung geprüft. Eine Fläche von rund 27 Hektar nördlich von Ehrenberg kommt aus ihrer Sicht als potenzieller Windradstandort in Betracht.

Vertreter von Sabowind stellten das Projekt kürzlich im Hohnsteiner Stadtrat vor. Die Firma hatte zunächst die verschiedenen Eigentümer der Flächen angesprochen. Die stünden einem Verkauf ihrer Grundstücke nicht grundlegend ablehnend gegenüber, hatten die Investoren jedoch an den Stadtrat verwiesen, um zu erfahren, wie der zu dem Vorhaben steht.

Grundsätzlich lasse sich solch ein Projekt nur im Einvernehmen mit den Eigentümern und der Gemeinde umsetzen, erklärte Kerstin Veit, Projektleitern bei Sabowind. Dem Unternehmen sei daran gelegen, die Interessen der Bürger zu berücksichtigen und das Ganze nicht gegen den Willen der Einwohner durchzudrücken. Die Gemeinde hätte auch wirtschaftlich etwas davon: Zum einem seien das die zu erwartenden Gewerbesteuereinahmen und eventuelle Pachtzahlungen, zum anderen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, welche die Firma im Falle eines Neubaus leisten muss. Als solche kämen beispielsweise die Entsiegelung nicht mehr benötigter Flächen oder der Abriss alter Gebäude infrage. Eins der drei geplanten Windräder könnte außerdem als Bürgerwindrad umgesetzt werden – ein Modell, bei dem sich die Einwohner mittels einer Genossenschaft oder in Form von Sparbriefen an der Bewirtschaftung und den Erträgen beteiligen. „Wir würden das gern bei Ihnen machen“, sagte Projektleiterin Kerstin Veit an die Stadträte gewandt. Hohnstein könne damit für die erneuerbaren Energien und gleichzeitig für die Stadtkasse etwas tun.

Die Hohnsteiner Stadträte wollen sich nun mit dem Thema auseinandersetzen. Die Pläne werden in der Kommune bekannt gemacht, der Stadtrat und die Einwohner hätten die Aufgabe, sich zu dem Thema zu positionieren, erklärt Bürgermeister Daniel Brade (SPD). Der letzte Stadtratsbeschluss zur Windenergie stammt aus dem Jahr 1998. Damals sprachen sich die Räte gegen das Aufstellen von Windrädern im Gemeindegebiet aus. Bisher steht kein einziges Windrad auf Hohnsteiner Flur. Theoretisch kommen dafür nur wenige Gebiete in Betracht. Denn Dreiviertel der Flächen sind als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, ein Drittel liegt im Nationalpark. Dort sind prinzipiell keine Windräder erlaubt.

Doch die grundsätzliche Entscheidung, ob auf der von Sabowind angepeilten Fläche überhaupt Windräder aufgestellt werden dürfen, liegt nicht bei der Stadt Hohnstein, sondern beim Regionalen Planungsverband Oberes Elbtal/Osterzgebirge. Dort weiß man von den Plänen noch nichts. „Aktuell ist in Ehrenberg kein Vorranggebiet für Windenergieanlagen ausgewiesen“, erklärt Leiterin Heidemarie Russig. Der Regionalplan, in dem solche Gebiete festgelegt werden, befindet sich gerade in der Überarbeitung. Die Kriterien dafür werden bestenfalls im nächsten Jahr diskutiert, erst danach geht es um die Ausweisung konkreter Gebiete. Beschlossen wird der Plan dann nicht vor 2017.

Nach einem aktuellen Erlass der Landesregierung ist zwischen neuen Windrädern und Wohngebieten ein Mindestabstand von 1.000 Metern einzuhalten. Das ist in dem geplanten Windpark nach Angaben von Sabowind gegeben. Im Gespräch ist aber mittlerweile bereits ein Abstand, der das Zehnfache der Höhe der Windräder beträgt. Das wäre in Ehrenberg nicht der Fall. Ob diese Regelung Eingang in den Regionalplan findet, entscheidet sich erst im kommenden Jahr.