«Wir Billag-Gegner sind nicht dumm»

Aktualisiert

«Schawinski»«Wir Billag-Gegner sind nicht dumm»

Die SRG habe sich einen Skandal geleistet und ein Scheingefecht geboten: Kritiker schiessen scharf gegen die neuste Ausgabe von «Schawinski».

B. Zanni
von
B. Zanni
Talkmaster Roger Schawinski zu SRG-Generaldirektor Roger de Weck: «Bist du eigentlich froh, dass die Gegner so dumm sind und No Billag machen? Denn es ist ja klar, dass eine Abschaffung der Gebühren nicht durchkommt.»

Talkmaster Roger Schawinski zu SRG-Generaldirektor Roger de Weck: «Bist du eigentlich froh, dass die Gegner so dumm sind und No Billag machen? Denn es ist ja klar, dass eine Abschaffung der Gebühren nicht durchkommt.»

Screenshot/SRF

Talkmaster Roger Schawinski hat in der SRF-Sendung «Schawinski» seinen Chef empfangen: Roger de Weck, Generaldirektor der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG). Zur Sprache brachte Schawinski auch die umstrittene «No Billag»-Initiative (siehe Box). Schawinski:«Bist du eigentlich froh, dass die Gegner so dumm sind und ‹No Billag› machen? Denn es ist ja klar, dass eine Abschaffung der Gebühren nicht durchkommt.» Als sich de Weck fragte, «ob die Schweizer wirklich nur kommerzielles Radio und Fernsehen wollen», warf Schawinski zustimmend dazwischen: «Sicher nicht!»

Mit einem bestätigenden «Eben!» unterstützte der Moderator de Weck auch, als dieser ausführte, warum eine Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren für die Schweiz so gut wie keine Chance hat.

«Propaganda in eigener Sache»

Am Ende der Sendung verabschiedete sich Schawinski mit «Jawohl, das war ein kritisches Gespräch». Er lobte, dass ein solches Gespräch innerhalb der SRG möglich sei und sich der Generaldirektor den Fragen gestellt habe.

Ganz anderer Meinung ist der Co-Präsident des Initiativkomitees «No Billag». «Was sich die SRG gestern mit der Schawinski-Talkshow geleistet hat, ist ein Skandal», sagt Olivier Kessler. Das Schweizer Staatsfernsehen nutze Billag-finanzierte Sendegefässe für Propaganda in eigener Sache. Kein einziges Argument der «No Billag»-Befürworter sei den Aussagen des befangenen SRG-Generaldirektors entgegengesetzt worden.

«Beleidigung für über 150'000 Menschen»

Schawinski habe die No-Billag-Initianten zudem als «so dumm» bezeichnet. «Damit wurden über 150'000 Menschen, die die Volksinitiative unterschrieben haben, öffentlich beleidigt.» Gestern habe die SRG einmal mehr bewiesen, dass sie ihren Auftrag, unabhängig und ausgeglichen zu informieren, nicht wahrnehmen könne.

Auch Kommunikationsprofi Klaus Stöhlker lässt am Beitrag kein gutes Haar: «Die Sendung war ein Scheingefecht.» Schawinski sei so zahm gewesen wie schon lange nicht mehr. «Das Interview war nichts mehr als ein typisches Gespräch zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber.» Als intelligente Menschen hätten die beiden die Fragen abgesprochen gehabt. «Es ging darum, dass Roger de Weck die Chance hat, sich zu erklären.» Deshalb treffe auch die Bezeichnung Propaganda-Sendung zu.

SRF widerspricht

Das Schweizer Radio und Fernsehen, das die Sendung produziert, widerspricht. «Roger Schawinski hat Roger de Weck kritisch befragt, das haben auch andere Medien so eingeschätzt», sagt Sprecherin Andrea Wenger. Die Journalistinnen und Journalisten von SRF entschieden unabhängig und rein nach journalistischen Kriterien, wen sie in eine Sendung einlüden. «Fragen werden nicht im Voraus abgesprochen.» Weiter äusserte sie sich dazu nicht. Roger Schawinski reagierte bis Redaktionsschluss nicht auf Anfragen zu einer Stellungnahme.

Die Sendung sorgte aber auch für erheiternde Momente. Dafür sorgte Roger de Weck mit einer kleinen Schauspieleinlage auf die Frage, warum es in Ordnung sei, Daten von Fernsehzuschauern kommerziell zu nutzen. Die SRG merke, dass Werbespots zur Plattform Youtube abwanderten. «Soll ich einfach tatenlos hinsehen und sagen ‹Ich kann nichts, ich kann nichts›?»

Gebühren abschaffen

Die Initianten der «No Billag»-Initiative verlangen, die Radio- und Fernsehgebühren abzuschaffen. Damit würde die SRG drei Viertel der Gesamteinnahmen verlieren. Voraussichtlich 2018 könnte die «No Billag»-Initiative vors Volk kommen.

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