Pharmazeutische Zeitung online
Antioxidanzien

Während der Krebstherapie besser nicht

Nehmen Krebspatienten während einer Chemotherapie oder Bestrahlung Antioxidanzien als Nahrungsergänzungsmittel ein, kann das den Therapieerfolg gefährden. Das zeigt eine aktuelle Studie mit postmenopausalen Brustkrebspatientinnen.
Annette Mende
25.04.2019  11:00 Uhr

Antioxidanzien wie Vitamine C und E können die schädliche Wirkung von freien Radikalen auf Zellen abfangen, indem sie verhindern, dass die sehr reaktionsfreudigen Moleküle andere Strukturen oxidieren. Das ist einer der Gründe, warum vitaminreiches Obst und Gemüse so gesund sind. Fraglich ist, ob bei ausgewogener Ernährung die zusätzliche Gabe von Antioxidanzien als Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll ist. Wünschen Kunden ein entsprechendes Präparat, kann der Apotheker ihnen aber meistens versichern, dass die Einnahme zumindest nicht schädlich ist.

Bei Krebspatienten gilt dies jedoch nicht uneingeschränkt, wie jetzt Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg gezeigt haben. Die Forscher um Dr. Audrey Jung werteten die Daten von 2223 Teilnehmerinnen der MARIE-Studie aus (Mamma Carcinoma Risk Factor Investigation), die an nicht metastasiertem Brustkrebs erkrankt waren. Auf die Frage, ob sie Antioxidanzien in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu sich genommen hätten, gaben 36 Prozent der Frauen an, dies vor ihrer Krebsdiagnose getan zu haben; 45 Prozent hatten nach der Diagnose entsprechende Supplemente eingenommen.

Wie die Wissenschaftler im Fachjournal »The American Journal of Clinical Nutrition« berichten, starben im Verlauf 240 Teilnehmerinnen, davon 134 an Brustkrebs. Innerhalb von durchschnittlich sechs Jahren ereigneten sich 200 Rezidive. Hatten die Frauen zeitgleich zur Chemo- oder Strahlentherapie Antioxidanzien eingenommen, war das mit einer 1,6-fach erhöhten Mortalität und einer 1,8-fach erhöhten Rezidivrate verbunden. Das galt jedoch nur für die Anwendung während der laufenden Krebstherapie; davor oder danach hatte die Einnahme von Antioxidanzien keinen Einfluss auf das Sterbe- und/oder Rezidivrisiko.

Das Ergebnis untermauere die geltende Empfehlung, wonach Krebspatienten während Chemotherapie und Bestrahlung auf die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln verzichten sollen, so die Autoren. »Antioxidanzien wirken Oxidationsvorgängen entgegen und können somit offensichtlich auch Schäden an Krebszellen abwenden, die man mit einer Bestrahlung und/oder Chemotherapie gerade erreichen möchte«, erläutert Professor Dr. Stephanie E. Combs, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO), die Ergebnisse in einer Mitteilung der DEGRO. Sie rät Patienten dazu, mit ihren behandelnden Onkologen über die Ernährung und besonders über Nahrungsergänzungsmittel zu sprechen.

Mehr von Avoxa