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Chronischer Juckreiz

Kühlen, cremen, kiffen

Chronischer Juckreiz kann qualvoll und unerträglich sein. Unabhängig von der Ursache sind Kühlen und Cremen gute Optionen – Kiffen manchmal auch, berichtete Privatdozent Dr. Andreas Kremer vom Universitätsklinikum Erlangen beim Fortbildungskongress Pharmacon in Meran.
Brigitte M. Gensthaler
28.05.2019  09:20 Uhr

»Kühlen ist bei Juckreiz immer am besten«, sagte der Internist und nannte beispielhaft ein kaltes Bad und kühles Schlafzimmer, eventuell auch Auflagen mit Eispacks – natürlich ohne lokale Erfrierungen zu provozieren.

Cremen, cremen, cremen: So lautet Kremers Tipp für alle Patienten mit chronischem Juckreiz. Sie sollten eine optimal gepflegte Haut haben. Dies sei auch bei internistischen und systemischen Pruritusformen sinnvoll. Trockene Haut sei nicht per se die Ursache für Juckreiz, verschlechtere diesen aber. Aufgrund der gestörten Barrierefunktion können exogene Substanzen leichter eindringen. Diese wiederum lösen eine lokale Entzündung aus, die zur Rekrutierung von Botenstoffen führt. »Juckreiz verstärkt Inflammation und Inflammation verstärkt Juckreiz. Es entsteht ein Teufelskreis aus Kratzen und Jucken.«

Kremer empfahl eine rückfettende topische Basistherapie entsprechend dem Hauttyp mindestens einmal täglich, insbesondere nach jedem Duschen oder Baden. Neben kühlen oder feuchten Umschlägen können Cremes, Lotionen oder Sprays mit Harnstoff, Nachtkerzenöl, Campher, Menthol, Chloralhydrat oder Polidocanol empfohlen werden.

Und Kiffen? Manche Patienten mit chronischem Juckreiz profitierten sehr gut von Dronabinol, andere nur vom Cannabisrauchen, berichtete Kremer aus seiner früheren ärztlichen Tätigkeit in der Niederlanden. Studien zu Cannabinoiden in der Indikation chronischer Pruritus seien sehr wünschenswert.

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