Deutschland hat Probleme mit seinen nationalen Symbolen. Braune Tauben haben auf Denkmäler, Gebäude, Schriftsteller, Maler, Bildhauer, Philosophen, Musiker sowie ihre Werke geschissen. Die Bundesrepublik tut sich schwer, eigene Symbole zu entwickeln. Die Fußball-Nationalmannschaft ist eines – seit der Weltmeisterschaft 1954. Wer sie trainieren, ihr Spielkleid tragen, für sie arbeiten, mit ihr werben, ihre Partien übertragen, über sie schreiben darf, spielt das große Spiel. Deshalb wird um sie gekämpft. Es gibt Zeitungen, für die ist die Nationalelf wichtig, für manche ist sie wichtiger. Für ein Blatt ist sie am wichtigsten.

Das ist Bild . Für dieses Blatt sind Bundeskanzler und Bundestrainer fast gleichauf. Die Kombination Helmut Kohl und Lothar Matthäus wäre ideal gewesen. Seit über 50 Jahren kämpft die Zeitung um Bundestrainer nach ihrem Gusto. Statt Helmut Schön den Bild -Kolumnisten Max Merkel. Hat nicht geklappt. Mies!

Funktionierte bei Schöns Nachfolger Jupp Derwall. Am 26. Juni 1984 trat Derwall nach der verkorksten Europameisterschaft in Frankreich zurück. Franz Beckenbauer haute Derwall als Bild -Kolumnist  in die Pfanne. Beckenbauers Kolumnen schrieb Walter M. Straten, inzwischen Sportchef von Bild und Bild am Sonntag . Beckenbauer wurde Derwalls Nachfolger und brachte 1990 einen WM-Titel. Toll!

Mit aller Macht wollte Bild später Matthäus als Nachfolger von Rudi Völler. Matthäus hatte Bild jahrelang mit Interna versorgt, Gespräche aus der Kabine der Bayern und der Nationalmannschaft verraten.

Im Sommer 1996 veröffentlichte Matthäus in der Bild ein "geheimes Tagebuch", in dem er Interna aus der Mannschaft des FC Bayern öffentlich machte, insbesondere über Jürgen Klinsmann. Dies führte zu seiner vorübergehenden Verbannung aus der Nationalelf, Matthäus’ Indiskretionen hatten das Klima vergiftet. Der Versuch, Matthäus zum Bundestrainer zu schminken, misslang. Heute weidet Bild aus, was noch vom Rekordnationalspieler übrig ist.

Bild wollte auch Matthias Sammer, den Kolumnisten der Welt , statt Ex-Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters als Sportdirektor des deutschen Fußballbundes haben. Das funktionierte. Das Blatt wollte Sammer ebenfalls als Nachfolger von Klinsmann, als Nachfolger von Joachim Löw. Was misslang.

Bild wollte schließlich Oliver Kahn ins Tor der WM 2006 schreiben, Klinsmann und Löw entschieden sich für den Keeper, der das modernere Torwartspiel aufzuweisen hatte: Jens Lehmann.