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Griechenland-Verhandlungen "Neuwahlen würden die gesamte Eurozone destabilisieren"

Die Griechenland-Gespräche gehen in die heiße Phase. Dimitris Papadimoulis, griechischer Vizepräsident des Europaparlaments, hofft auf eine kritische Haltung gegenüber dem IWF und warnt vor Neuwahlen in seiner Heimat.
EU-Parlamentarier Dimitris Papadimoulis

EU-Parlamentarier Dimitris Papadimoulis

Foto: Simela Pantzartzi/ picture alliance / dpa

SPIEGEL ONLINE: Athen und seine Geldgeber sind erneut zerstritten, eine Überprüfung des Rettungspakets verzögert sich, Gespräche über neue Sparmaßnahmen stocken. Wiederholt sich nun das Grexit -Drama von 2015?

Papadimoulis: Niemand möchte das Chaos des vergangenen Sommers nochmals erleben. Ich bin überzeugt, dass die griechische Regierung ihre Auswertung der Rettungsmaßnahmen innerhalb der nächsten Wochen vorlegen wird.

SPIEGEL ONLINE: Der Internationale Währungsfonds ( IWF ) fordert weitere Sparmaßnahmen, der griechische Premier Alexis Tsipras kämpft dagegen und hat Angela Merkel und François Hollande um Hilfe gebeten . Sehen Sie eine Lösung?

Papadimoulis: Ich hoffe, dass vor allem Berlin die Haltung des IWF kritisch betrachtet. Es war nicht unsere Idee, den IWF am Rettungsprogramm zu beteiligen - manche unserer europäischen Partner haben darauf bestanden. Ich träume von dem Tag, an dem die EU sich endlich entscheidet, ihre Probleme ohne Hilfe von außen zu lösen.

SPIEGEL ONLINE: Die Opposition in Griechenland fordert bereits den Rücktritt der Regierung. Kann Premier Tsipras weitere Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen überstehen?

Papadimoulis: Die nächsten Wahlen werden wie geplant 2019 stattfinden. Das Neuwahlen-Szenario dient nur denen, die Instabilität wollen. Die Mehrheit der EU-Abgeordneten in Brüssel versteht, dass Neuwahlen nicht nur Griechenland, sondern die gesamte Eurozone destabilisieren würden. Und die hat derzeit schon genügend andere Probleme - die Flüchtlingskrise, fragiles Wirtschaftswachstum, Terrorismus, das entscheidende Referendum in Großbritannien. Nur ein Narr oder ein Brandstifter würde in dieser Situation mit dem Feuer spielen.

SPIEGEL ONLINE: Wie hat die Flüchtlingskrise das Verhältnis von Premier Tsipras zu Bundeskanzlerin Merkel beeinflusst?

Papadimoulis: Die Regierungen in Athen und Berlin haben sich einander in der Flüchtlingskrise angenähert. Bei allen bestehenden Differenzen stelle ich fest, dass in Berlin das Verständnis für griechische Positionen zunimmt. Und im vergangenen Jahr, als die EU nicht in der Lage war, das Flüchtlingsproblem rechtzeitig zu erkennen und zu lösen, waren es einzig Griechenland und Deutschland, die Europas Ehre gerettet haben.