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Deutscher Apotheken-Award 2019

Mut wird belohnt

Bereits zum dritten Mal hat der Deutsche Apothekerverband (DAV) innovative Konzepte und Projekte mit dem Deutschen Apotheken-Award prämiert. Besonders im ländlichen Raum ist viel Kreativität entstanden. Ihre Auszeichnung erhielten die Preisträger am Donnerstag im Anschluss an das DAV-Wirtschaftsforum in Berlin. 
Jennifer Evans
10.05.2019  09:52 Uhr

Zwischen 43 Projekten hatte sich die Jury vor der Verleihung des Deutschen Apotheken-Awards 2019 entscheiden müssen. Wie die Laudatorin und ABDA-Wirtschaftsexpertin Claudia Korf berichtete, fielen zwei Drittel davon unter die erste Kategorie »Patient und Apotheke«, der Rest in die zweite Kategorie »Moderne Apotheke«. Besonders auffällig sei gewesen, dass die meisten Preisträger aus Mittel- und Kleinstädten oder ländlichen Regionen im Süden und Westen Deutschlands stammten. »Norden und Osten können hingegen noch nachlegen«, so Korf.

Der erste Preis der Kategorie »Patient und Apotheke« ging an Helmut Beckmann von der Süd-Apotheke in Frankfurt am Main für sein Engagement in der Palliativversorgung. In diesem Projekt übernehmen Apotheker, Ärzte und Pflegekräfte gemeinsam die pharmazeutische und medizinische Betreuung von Patienten im letzten Lebensabschnitt. In der Kategorie »Moderne Apotheke« belegte Steffen Kuhnert von der Maxmo-Apotheke in Düren den ersten Platz für seine Wissens- und Netzwerkplattform #diedigitaleApotheke. Dieses Projekt unterstützt nicht nur die Digitalkompetenz von Apothekenteams, sondern bietet auch Kunden und Patienten eine Gesundheitsplattform. Beide Preise sind jeweils mit 2500 Euro dotiert.

Darüber hinaus geehrt wurde die Ahrtor-Apotheke in Bad Neuenahr-Ahrweiler für ihre konsequent digitale Gestaltung in Kombination mit einer patientenorientierten Wohlfühl-Atmosphäre. Auch die Markt-Apotheke in Diez bekam eine Auszeichnung für ihr ökologisches Design, das sie mit modernen Bestellmöglichkeiten und hochwertiger Beratung verknüpft. Des Weiteren erhielt die Vitalapotheke in Gaggenau einen Preis für ihren Einsatz in Sachen betriebliche Gesundheitsförderung in Unternehmen. Ziel dieses Projekts war es, pharmazeutische Dienstleistungen samt deren Vergütung auch außerhalb der Offizin zu etablieren. Und schließlich überzeugte die Jury noch die Kooperation mehrerer Apotheken in Schwaben mit der PTA-Schule in Augsburg. Hier geht es unter anderem um die Präsentation selbsthilfefreundlicher Apothekenschaufenster.

Apotheker als Übersetzer der Arzt-Sprache

Die Festrede hielt die Digital-Health- und Social-Media-Expertin sowie Multiple Sklerose-Patientin Birgit Bauer. Mit ihrer Online-Community hat sie sich in den vergangenen Wochen darüber ausgetauscht, wie Patienten eigentlich zu ihrer Apotheke stehen. Demnach schätzen diese besonders den persönlichen Kontakt und die Aufmerksamkeit während der Beratung. Den Apotheker sehen sie dabei als Übersetzer der Arzt-Sprache, die Offizin als Medizinzentrale. Denn dort bekämen sie alle gewünschten Informationen zu ihrer Medikation sowie zu etwaigen Neben- oder Wechselwirkungen. Insbesondere ist Bauer zufolge das E-Rezept gut weggekommen, weil es im Alltag Zeit spart – besonders für chronisch Kranke.

In Bauers Augen kümmern sich die Apotheken jedoch zu wenig um ihre Online-Auftritte. Dort kreisten sie zu stark um die Eigendarstellung statt an den Mehrwert für die Kunden zu denken, kritisiert die Online-Expertin. Besser wäre es, Patienten könnten auf der Website einer Apotheke etwa online Liefertermine abfragen, Arzneimittel reservieren, Feedback geben oder Informationen rund um den richtigen Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln bekommen. Auf diese Weise hole man die Kunden über das Medium Online wieder zurück in die Apotheke vor Ort, argumentiert Bauer. Die Sorge der Branche, Patienten könnten in Zukunft zu den Versendern abwandern, teilt sie nicht. Im Gegenteil: »Der persönliche Kontakt wird niemals zu ersetzen sein«, betont Bauer.

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