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Kurzes Rumpeln bei der Fifa Blatter schafft es erneut

Ungeachtet des größten Skandals seiner Geschichte bestätigt der Weltfußballverband Fifa den Mann an der Spitze. Zu mehr als einem kleinen Dämpfer können sich die 209 Verbände nicht durchringen. Blatter indes bereitet bereits den Gegenangriff auf seine Kritiker vor.

Der "Sonnenkönig" hatte kurz mit den Tränen zu kämpfen - die Siegerposen fielen eher spärlich aus: Joseph Blatter kann seine fünfte Amtszeit als Präsident des Fußball-Weltverbands FIFA antreten. Zugleich wird es wohl seine letzte sein: "Ich bin nicht perfekt. Aber ich werde die Fifa meinem Nachfolger in einem sehr guten Zustand übergeben", sagte Blatter nach seiner Wahl.

Kurz gerührt - nicht geschüttelt: Blatter dankt dem Kongress nach seiner Wiederwahl.

Kurz gerührt - nicht geschüttelt: Blatter dankt dem Kongress nach seiner Wiederwahl.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zwar verfehlte der 79-Jährige im ersten Wahlgang die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Doch zog sein Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein anschließend seine Kandidatur zurück. Daraufhin entfiel der zweite Wahlgang.

Insgesamt aber geht Blatter mit der Unterstützung von gerade einmal 133 der 209 nationalen Verbände in seine fünfte Amtszeit. Das sieben Stimmen weniger als zur Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich gewesen wären. Auf Prinz Ali bin al-Hussein waren 73 Stimmen entfallen. Für Blatter waren es in der geheimen Abstimmung zugleich die zweitmeisten Gegenstimmen seiner Amtszeit.

Europa warb für Wechsel

Schon vor dem Votum war die knappste Entscheidung bei einer Fifa-Wahl erwartet worden, seitdem Blatter 1998 den Chefposten übernommen hatte. Unter dem Eindruck des jüngsten Korruptionsskandals um die Fifa mit der Festnahme mehrerer Fußball-Spitzenfunktionäre hatte vor allem Europas Dachverband Uefa vehement für eine Ablösung Blatters geworben.

Bei seiner Bewerbungsrede vor dem ersten Wahlgang hatte Blatter hat für den Fall seiner Bestätigung im Amt die Einrichtung einer Abteilung für Profifußball im Weltverband versprochen. "Vertreter der Clubs, Spieler und Schiedsrichter sollen darin sein", sagte er. "Ich möchte gerne hier bleiben, ich möchte mit ihnen weitermachen." Anders als sein Gegenkandidaten erhielt der Schweizer schon während seiner Rede Applaus der Funktionäre.

Zugleich will er das Exekutivkomitee umbauen. "Wir brauchen eine bessere Vertretung der Konföderationen. Die Anzahl der Nationen in den Konföderationen soll sich auswirken auf die Zusammensetzung des Exekutivkomitees", sagte er. Dies ist als Angriff auf das Blatter-kritische Europa zu werten. Derzeit ist Europa in dem Gremium im Vergleich zur Anzahl der Mitgliedsländer in der Fifa überrepräsentiert. "Die, die mehr haben, können auch etwas abgeben."

"Schuldige sind Einzelpersonen"

Den jüngsten Skandal mit Festnahmen von sieben Funktionären stellte er nicht als Vergehen der Fifa dar. "Die Schuldigen, wenn sie denn als schuldig verurteilt werden, das sind Einzelpersonen, das ist nicht die gesamte Organisation", erklärte der Schweizer. Er sei bereit zu akzeptieren, dass der Fifa-Präsident für alles verantwortlich gemacht werde, diese Verantwortung müsse aber geteilt werden.Stattdessen witterte er einen Zusammenhang des Zeitpunkts der Festnahmen mit dem Kongress. "Ich spreche da nicht von einem Zufall, ich stelle zumindest die Frage, ob es Zufall war", sagte der 79-Jährige in seiner 20-minütigen, wenig inspirierenden Ansprache.

Al-Hussein versuchte sich indes, als den besseren Mann zur Bewältigung des Korruptionsskandals zu präsentieren. "Ich verspreche ihnen, dass ich mich nicht hinter euch verstecken werden, wenn die Dinge schlecht laufen", sagte er. Ein Seitenhieb gegen Blatter. "Die Augen der Welt liegen auf uns, nicht für das erste Mal und dieses Mal geht es um alles", erklärte al-Hussein. "Für das Spiel und die Welt."

"Will Solide Fifa weitergeben"

"Am Ende meines Mandats will ich eine solide Fifa weitergeben, eine Fifa, die den Sturm überstanden hat!", sagte Blatter nach seiner Wiederwahl. "Es wird eine starke Fifa sein, das verspreche ich. Eine robuste Fifa. Eine schöne Fifa."

Blatter ist seit 1998 Chef im Weltverband - und hat seitdem alle Skandale überstanden. Auch die Verhaftungen und erneuten Korruptionsermittlungen hielten die Delegierten nicht davon ab, ihrem "König vom Zürichberg" das Vertrauen auszusprechen.  Die Gegenstimmen kamen größtenteils aus Europa, auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wollte bei der geheimen Wahl nicht für Blatter stimmen. Insgesamt scheiterte die angestrebte Palastrevolution kläglich - obwohl Blatter so angeschlagen war wie noch nie.

Der Weltverband war am Mittwoch von zwei voneinander unabhängigen Ermittlungen der US- sowie der Schweizer Behörden erschüttert worden. Sieben hochrangige Funktionäre wurden wegen Korruptionsverdacht festgenommen, darunter zwei FIFA-Vizepräsidenten. Sie warten auf ihre Auslieferung in die USA. Zudem werden die WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) wegen "Unregelmäßigkeiten" von der Schweizer Bundesanwaltschaft überprüft.

Quelle: ntv.de, jwu/rpe/dpa/rts

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