Aktienkurse : Kriegsängste
An der Börse zählen derzeit nicht nur die neuesten Geschäftsergebnisse der Unternehmen und die jüngsten Zahlen zum Zustand der Konjunktur. Die Anleger blicken gebannt auch auf die Ereignisse in der Ukraine: Bei jeder weiteren Verschärfung des Konfliktes, bei jeder russischen Militäraktion fallen die Aktienkurse ins Minus.
Dies mag vielen als eine völlig normale Reaktion der Finanzmärkte erscheinen: Schließlich ist die Auseinandersetzung längst zu einem Konflikt der Großmächte geworden, der den Frieden in der Welt bedroht. Allerdings reagieren die Börsen interessanterweise nicht mit gleicher Heftigkeit auf die Nachrichten aus der Ukraine.
Während der deutsche Standartwerteindex Dax nach nahezu jeder neuen Meldung nachgibt, zeigt sich Amerikas Aktienmarkt weitgehend unbeeindruckt: Das wichtigste amerikanische Börsenbarometer, der S&P-500-Index, verbuchte zwar auch geringe Verluste, hatte aber zu Wochenbeginn noch ein neues Rekordhoch erreicht.
Warum ist die Reaktion des Dax ungleich heftiger? Zum einen wird Deutschlands Börsenbarometer von Firmen dominiert, die einen Großteil ihrer Waren in alle Welt exportieren. Solche Unternehmen sind stärker von den Unruhen betroffen als amerikanische Firmen, die ihre Produkte oft auf dem heimischen Markt verkaufen. Und zum anderen wird dem Dax zum Verhängnis, dass ausländische Investoren mit Vorliebe hierzulande investieren.
Ausländischen Profianlegern gefällt nämlich, dass der Dax und seine exportstarken Firmen eine Art Spiegelbild der Weltwirtschaft darstellen. Das Problem ihres Engagements aber ist: Profis ziehen ihre Gelder in Krisenzeiten meist auch viel schneller wieder ab als normale Anleger. Genau das ist zuletzt passiert. Zu große Sorgen brauchen sich Anleger dennoch nicht zu machen - die Rückgänge der vergangenen Tage waren nicht so hoch, dass man gleich eine Börsenkrise ausrufen müsste.