DIE ZEIT: Herr Münkler, wir haben es heute mit IS-Kämpfern, prorussischen Separatisten und Hamas zu tun, man hat fast das Gefühl: Die Uniformierten beherrschen die Schlachtfelder nicht mehr. Es scheint nur noch Partisanenkriege zu geben.

Herfried Münkler: Die Uniformierten beherrschen optisch die Schlachtfelder schon seit Längerem nicht mehr. Im 19. Jahrhundert waren die farbenfroh Uniformierten noch zu sehen. Aber auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges sind schon alle in Deckung gegangen. Nur in den ersten Wochen konnte man die Soldaten sehen, als sie noch keine Ahnung hatten, wie Schrapnell- oder MG-Feuer wirkt. Dann gruben sie sich ein. Nach dem optischen Verschwinden gibt es so etwas wie ein physisches Verschwinden, denn eigentlich führen reguläre Truppen im Sinne von boots on the ground inzwischen kaum noch Kriege. Wenn moderne Staaten Krieg führen, dann tun sie das ja eher mit der Luftwaffe oder mit Drohnen.