Es gibt schlechtere Ideen, als an einem schönen Sonntag im Herbst durch Pals zu bummeln. Immer wieder bin ich überrascht, wie angenehm ruhig und entspannt es hier zugeht. Wenn der Sommer sich dem Ende neigt, sind die alten Gassen menschenleer. Wie immer, wenn ich durch den mittelalterlichen kleinen Ort schlendere, halte ich Ausschau nach geheimen Zeichen. Im Mittelalter haben die Menschen nämlich Bilder und Symbole an ihre Häuser geritzt oder gemalt, um sich gegen böse Geister zu schützen.

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Da in Pals viele Häuser aus dem Mittelalter fast originalgetreu die Jahrhunderte überdauert haben, finde ich auch immer wieder solche Steine mit mysteriösen Symbolen.

Pals ist so etwas wie die Reis-Hauptstadt der Costa Brava. Der Reisanbau hat hier Geschichte und ist eng mit dem Aberglauben verbunden. Das liegt daran, dass es durch den Anbau von Reis viele stehende Gewässer in der nahen Umgebung gab. Ein wahres Paradies für Mücken und anderes Ungeziefer. Reihenweise starben die Menschen in Pals an Malaria und Seuchen. Da die Menschen im Mittelalter ja noch nicht wussten, wie diese Krankheiten übertragen wurden, machten sie Hexen und böse Dämonen für ihr Unglück verantwortlich. Kein Wunder also, dass sie sich so gut sie es eben konnten, gegen Krankheiten zu schützen versuchten. So sollten zum Beispiel Engelsfiguren an den Fenstern oder Hexenzähne unter dem Dachfirst das Eindringen böser Geister verhindern.

Pals

Doch irgendwann kam man darauf, dass die vielen Seuchen mit den unter Wasser stehenden Feldern im Zusammenhang stehen könnten, und verbot kurzerhand den Reisanbau. Erst als im neunzehnten Jahrhundert eine neue Anbaumethode mit zirkulierender Bewässerung erfunden wurde, konnte man wieder zur Reisproduktion zurückkehren. Ein paar dieser Reismühlen kann man sogar besuchen. Und jedes Jahr im Juni findet ein großes Reisfest statt, bei dem das ganze Dorf mitfeiert, wenn die neuen Pflanzen gesetzt werden.

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Aber jetzt im Winter hat die Natur Pause und es geht beschaulich zu in Pals. Viele der kleinen Souvenirläden und auch einige Restaurants sind geschlossen. Manche Inhaber erledigen in der kalten Jahreszeit anfallende Renovierungsarbeiten, ruhen sich von der Sommersaison aus oder machen einfach selbst mal ein paar Wochen wohlverdienten Urlaub. Doch einige Restaurants sind das ganze Jahr über geöffnet.

Hungrig und gut gelaunt kehren wir also nach unserem Spaziergang gegen Mittag in Vicus ein, einem kleinen Restaurant, das vor einigen Jahren aus einer einfachen Bar entstanden ist. Elisabet und Gerard haben aus der Dorfkneipe, in der sich die Einheimischen trafen, ein kulinarisches Paradies geschaffen. Zusammen mit Damià Rafecas, dem Herrn über die Kochtöpfe, machten sie aus dem kleinen Familienbetrieb ein echtes Feinschmeckerrestaurant.

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Im Speisesaal des Vicus sind noch viele wunderschöne alte Elemente aus der Zeit der kleinen Dorfkneipe erhalten: Der Fußboden, der Kühlschrank und ein paar alte Schränke stammen noch original aus der Anfangszeit. Dadurch, dass der Speisesaal in mehrere kleine Räume aufgeteilt ist, wirkt es nie voll und es entsteht eine angenehme, sehr gemütliche Atmosphäre. Fast wie zu Hause.

Aber kommen wir zum wichtigsten Teil des Vicus, der Küche. Damià kocht mit regionalen Produkten der Jahreszeit. Mit frischen Produkten zaubert er leckere Variationen traditioneller Gerichte auf den Tisch. Als Vorspeise dürfen wir heute verschiedene kleine Gerichte probieren.

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Jeder neue Teller, der auf unseren Tisch kommt, ist ein Augen- und Gaumenschmaus. Da sind leckere Schwertmuscheln, Kroketten aus Llonganissa, japanische Minigemüse aus organischem Anbau, Minisandwichs mit Trüffel und die mit einer Paste aus Pilzen und Walnüssen gefüllten Cannelloni. Es schmeckt einfach alles köstlich! Natürlich gehört auch Damians Interpretation von mar i terra auf den Tisch: In der Vorspeise bringt er Schweinefüße und Langusten zusammen.

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Die Hauptspeise ist wie nicht anders zu erwarten, ein Reisgericht. Unser Reis kommt selbstverständlich auch aus Pals, obwohl es eine ursprünglich italienische Sorte, nämlich Carnoli Reis, ist, den sie aber hier in Pals gepflanzt haben. Super lecker! Arros Negre mit kleinen Tintenfischen ist eines meiner Lieblingsreisgerichte. Im Vicus wird er mit Knoblauchsoße serviert.

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Auch beim Nachtisch dürfen wir noch mal die Kreativität der Küche mit dem eigenen Gaumen bewundern. Kleine Desserthäppchen, so köstlich, dass das Teilen echt schwerfällt. Beinahe hätten wir uns nämlich gestritten. Aber nur beinahe. Die anderen haben zum Glück doch noch eingesehen, dass ich den letzten Happen kriegen muss…

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vicus restaurant palsNach all der Schlemmerei noch ein paar Petits Fours, zum „Kaffee danach“

Vicus Infos

Restaurant Vicus
Carrer Enginyer Algarra, 51
17256 Pals, Girona

Website: http://www.vicusrestaurant.com/

Im Vicus Restaurant war ich zusammen mit Laura und Elke, deren Geschichten über Pals Du auf herzanhirn und Meerblog nachlesen kannst.

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Dieser Artikel entstand im Rahmen eines Blogtrips an die Costa Brava, zu der ich vom Patronat die Turisme eingeladen wurde. Meine Begeisterung ist davon unbeeinflusst und beruht ausschließlich auf meinem ganz persönlichen und unbestechlichen Geschmack!