In Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen wurden am Wochenende Flüchtlingsunterkünfte angegriffen. In Roßleben in Thüringen bewarfen am frühen Sonntagmorgen Unbekannte ein Flüchtlingsheim mit Feuerwerkskörpern, teilte die Polizei in Nordhausen mit. Demnach wurde durch die Detonation eines Böllers eine Scheibe am Hauseingang zerstört. Die Behörden ermitteln wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz und Volksverhetzung, da die geflüchteten Täter nach Zeugenaussagen auch ausländerfeindliche Parolen gerufen haben sollen. In dem betroffenen Wohnblock leben in 20 Wohnungen rund 70 Asylbewerber. Die Polizei fahndet nach mindestens zwei Tätern. Ein Hubschrauber sei zur Suche eingesetzt worden, allerdings ohne Erfolg.

In Bad Bevensen in Niedersachsen legten Unbekannte in der Nacht zum Sonntag ein Feuer in einer geplanten Asylunterkunft. Das Feuer entwickelte sich im Dachstuhl zu einem Schwelbrand. Die Täter verursachten zudem Schäden durch Vandalismus. Sie seien in den Gebäudekomplex eingedrungen, verstopften mehrere Abflüsse und drehten Wasserhähne auf, teilte die Polizei mit. Verletzt wurde niemand, der Schaden beläuft sich auf mehrere Tausend Euro.

Bereits am Samstag ereignete sich in Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern ein weiterer Übergriff auf eine Asylunterkunft. Jugendliche bewarfen das Gebäude mit Steinen, dabei gingen zwei Scheiben zu Bruch. "Es wurde niemand verletzt", sagte ein Polizeisprecher. Die Täter wurden von einer Videokamera gefilmt. Die Aufnahmen zeigen, wie mehrere Steine aus einer Gruppe von vier Jugendlichen gegen das Gebäude geworfen werden. Der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz habe die Ermittlungen aufgenommen und werte das Filmmaterial aus, hieß es.

Mehr als 1.700 rechte Straftaten im Oktober

Die Zahl der Attacken gegen Flüchtlinge steigt nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) seit Monaten. Allein im Oktober gab es 1.717 sogenannte politisch motivierte Straftaten von rechts, im September 1.484, berichtet der Spiegel. Das BKA ist seit Längerem besorgt über die rechte Gewalt. Bis zum 7. Dezember gab es demnach 817 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte, mehr als viermal so viele wie 2014. Für mindestens 733 Attacken seien rechtsextreme Täter verantwortlich.

Im Interview mit dem Spiegel nannte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) die Zunahme rechter Gewalt eine "Schande für Deutschland". "Wir müssen aufpassen, dass Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus nicht in die Mitte unserer Gesellschaft kriechen." Die Behörden beobachteten derzeit sehr aufmerksam, "ob sich überregional vernetzte Strukturen bilden und welche Tatmuster und Tätercharakteristika sich herausbilden".