Zum Tod von Wolfgang Jeschke : Herr Zukunft ist fort
Er hat die Science-Fiction in Deutschland von ihren provinziellen Schlacken gesäubert – als Schriftsteller wie als Kustos der einschlägigen Reihe beim Münchner Heyne Verlag seit 1973. Die literarische Gattung, die er liebte und verstand wie wenige, ist wie jede Gattung ein Dorf; ihre aktiven Kräfte neigen zu Cliquenbildung und jargonbefestigter Abschottung. Für den 1936 in Tetschen geborenen Wolfgang Jeschke aber war die Science-Fiction das Versprechen einer auf kein Gebot und keine Not festgeschriebenen intellektuellen und ästhetischen Universalität, will sagen: unmittelbar Weltliteratur. Obskure, experimentelle japanische Texte nahm er daher so wichtig wie amerikanische Bestseller. So betrieb Jeschke bei Heyne eine Spielart des spekulativ-futuristischen Kulturaustausches, die sich nur sehr wenige andere Verlagshäuser je geleistet haben – Tor Books in New York etwa oder Hayakawa in Tokio.