Nach Zwischenfall :
Atomkraftwerk geht erst am Dienstag ans Netz

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Das Kernkraftwerk Emsland auf einem Luftbild aus dem Jahr 2011.
Das Atomkraftwerk Emsland ist wegen eines Lecks an einer Messarmatur seit Freitag vom Netz. Jetzt soll es erst am Dienstag wieder Strom liefern. Anti-Atomkraft-Initiativen fordern das Aus für den Meiler.

Das wegen einer Leckage vom Netz genommene Atomkraftwerk Emsland in Lingen wird wieder hochgefahren. Die defekte Dichtung einer Messrmatur sei repariert worden, sagte RWE-Sprecher Lothar Lambertz am Samstag. Allerdings werde die Anlage voraussichtlich erst am Dienstag wieder Strom ins Netz einspeisen, hieß es am Abend. Zunächst war von einem Wiederanfahren am Sonntagmittag ausgegangen worden.

Der Zeitplan hänge vom Ergebnis der Prüfungen ab, die von Mitarbeitern des Ministeriums kontrolliert würden, sagte Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne).

Das Atomkraftwerk war am Freitag abgeschaltet worden. Der Vorfall habe nicht zu einer Gefährdung der Mitarbeiter, der Umgebung oder der Anlage geführt, sagte Lambertz. Alle Maßnahmen seien in Abstimmung mit Behörde und Gutachter erfolgt. Die Kleinstleckage sei wie zuvor vermutet an einer Probenahmeleitung des Primärkreises festgestellt worden. Das Vorkommnis werde gemäß den deutschen Meldekriterien in die Kategorie N (normal) eingestuft und der Behörde fristgerecht gemeldet.

Nach dem Zwischenfall fordern Anti-Atomkraft-Initiativen das sofortige Aus für das Werk. Der Betreiber RWE und die Atomaufsicht in Hannover müssten das Kernkraftwerk umgehend vom Netz nehmen, bevor es wegen fortschreitender Materialermüdung zu weiteren Pannen und Problemen komme, verlangten mehrere Initiativen und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz. An dem 27 Jahre alten Reaktor habe es bereits 2012 Leckagen am Entwässerungs- sowie am nuklearen Abwasseraufbereitungssystem gegeben. 2013 sei es zu einem kleinen Feuer gekommen. Im November 2014 hatten die Initiativen nach eigenen Angaben eine Resolution zur sofortigen Stilllegung auf den Weg gebracht.

Nach Ansicht von Wenzel erfordern die älteren Anlagen gerade auch in der Restlaufzeit ein „besonderes Maß an Vorsicht“. „Unsere Prüfungen müssen dafür sorgen, dass die Sicherheit bis zur letzten Minute gewährleistet ist“. Das Werk Emsland soll 2022 als letzter niedersächsischer Atomreaktor vom Netz gehen.