Kosmodrom Wostotschny :
Bauarbeiter auf Russlands neuem Weltraumbahnhof streiken

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Baustelle des neuen russischen Weltraumbahnhofs Wostotschny nahe der chinesischen Grenze
Das Kosmodrom Wostotschny gilt als eines der wichtigsten Projekte Russlands. Doch Schlamperei und Streiks verursachen auf der größten Baustelle des Landes schlechte Stimmung. Ist der Termin des ersten Raketenstarts noch zu halten?

Mit einem Hungerstreik haben Dutzende Arbeiter auf der Großbaustelle von Russlands neuem Weltraumbahnhof Wostotschny gegen ausstehende Lohnzahlungen protestiert. Vizeregierungschef Dmitri Rogosin versprach am Samstag bei einem Telefonat die baldige Auszahlung der Summe. Danach brachen die Männer den Hungerstreik ab. Sie würden aber wie 100 weitere Fachkräfte nicht an den Arbeitsplatz zurückkehren, solange das Geld nicht ausgezahlt sei, meldete die Agentur Tass aus dem Ort rund 8000 Kilometer östlich von Moskau.

„Wir vertrauen Rogosin zunächst“, sagte ein Sprecher der Arbeiter. Mehr als 200 Männer hätten seit Jahresbeginn keinen Lohn erhalten. Alles in allem stünden Zahlungen von mehr als 14 Millionen Rubel (etwa 226.000 Euro) aus. Der für Raumfahrt zuständige Vizeregierungschef Rogosin kündigte an, Unternehmen für die säumige Zahlung zu bestrafen. Ein Mitarbeiter der Bauverwaltung versprach, die Schulden bis zum 10. April zu begleichen. Die Zahlungslücke sei wohl durch wechselnde Subunternehmer entstanden, sagte Juri Wolkodaw, Sprecher der Bauverwaltung.

Rogosin ordnete für jeden Monat eine Beratung aller Verantwortlichen an. Zudem soll die Zahl der Arbeiter in Wostotschny von derzeit 5700 auf mehr als 7000 erhöht werden. Medien nannten die Lage „kritisch“.

Im Dezember soll die erste Rakete abheben

Erst vor wenigen Tagen hatte Russlands Rechnungshof schwere Verstöße in Wostotschny festgestellt. So soll ein früherer Bauleiter einen Teil der für den Weltraumbahnhof gedachten Staatsgelder unterschlagen und für den Bau eines Kaufhauses verwendet haben. Der Manager sitzt in Haft, gegen seine Mitarbeiter wird ermittelt. Dem Rechnungshof zufolge wurden umgerechnet 650 Millionen Euro nicht exakt verbucht.

Unklar ist, ob die erste Rakete tatsächlich wie geplant im Dezember 2015 von dem Kosmodrom nahe der chinesischen Grenze abheben kann. Eine Prüfung ergab, dass ein Teil der 2010 begonnenen Bauarbeiten wegen Schlamperei und Fehlplanung bis zu 120 Tage im Verzug ist.

Mit Wostotschny will die stolze Raumfahrtnation an ihre Erfolge im All anknüpfen und langfristig den Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ersetzen. Russland hat das Areal in der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik noch bis 2050 gepachtet und zahlt der Regierung in Astana jährlich 115 Millionen US-Dollar (rund 106 Millionen Euro).