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Gesund Altern: Wenig Kohlenhydrate, wenig Fleisch!

Wer Kohlenhydrate in Maßen zu sich nimmt und tierische Proteine und Fette durch pflanzliche ersetzt, lebt länger. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle US-Studie, deren Ergebnisse heute in der Fachzeitschrift «The Lancet Public Health» veröffentlicht wurden.

 

«Nachdem sich sogenannte Low-Carb-Diäten zunehmender Beliebtheit erfreuen, haben wir uns mit der Frage beschäftigt, welche Komponenten eine gesunde Ernährung ausmachen», berichtet die Studienleiterin Dr. Sara Seidelmann vom Brigham and Women's Hospital in Boston in einer Presseerklärung des Journals. Zusammen mit weiteren Kollegen hat sie die langfristigen Auswirkungen einer Kohlenhydratrestriktion auf das Sterberisiko erforscht und untersucht, welche Auswirkungen die Qualität der Eiweiße und Fette diesbezüglich hat. Hierzu analysierten die Forscher die Daten von mehr als 15.000 US-Bürgern, die Ende der 1980er-Jahre an der ARIC-Studie (Atherosclerosis Risk in Communities Study) teilgenommen hatten.

 

Die Auswertung der Ernährungsgewohnheiten und der Mortalitätszahlen innerhalb einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 25 Jahren zeigte einen U-förmigen Zusammenhang zwischen der Kohlenhydratzufuhr und der Lebenserwartung: Sowohl bei einem sehr geringen Kohlenhydratanteil (weniger als 40 Prozent der Energiezufuhr) als auch bei einem sehr hohen (mehr als 70 Prozent) stieg das Sterberisiko.

 

Zudem werteten die Wissenschaftler acht prospektive Kohortenstudien aus. Daten von mehr als 430.000 Nordamerikanern, Europäern und Asiaten wurden hierbei berücksichtigt. Diese Metaanalyse bestätigte die Ergebnisse der ARIC-Studie: Die geringste Mortalität weisen Personen mit mittlerem Kohlenhydratkonsum auf (50 bis 55 Prozent der Gesamt-Kalorienmenge).

 

Allerdings scheint auch die Art der aufgenommenen Proteine und Fette eine wichtige Rolle zu spielen: Personen, die diese Makronährstoffe in Form pflanzlicher Nahrungsmittel zu sich nahmen, hatten der Berechnung der Wissenschaftler zufolge im Vergleich zu Personen, die vorwiegend Nährstoffe tierischen Ursprungs konsumierten, einen Überlebensvorteil.

 

Es kommt nicht nur auf die Menge der einzelnen Nahrungskomponenten an, sondern auch auf ihre Qualität und Herkunft, schlussfolgern die Wissenschaftler. Zwar lassen Beobachtungsstudien keine Rückschlüsse auf Kausalitäten zu, sondern zeigen lediglich Zusammenhänge auf. Dennoch warnen die Forscher davor, bei einer Low-Carb-Diät wie in Nordamerika und Europa derzeit üblich Kohlenhydrate durch tierische Proteine und Fette zu ersetzen und empfehlen als Grundlage für eine gesundes Altern statt dessen die bevorzugte Aufnahme pflanzlicher Nährstoffe. Diesbezüglich bestehe jedoch dringend weiterer Forschungsbedarf. (jl)

 

17.08.2018 l PZ

Foto: Fotolia/Guimbert