Kobane: Syrische Rebellen wollen eingreifen

PKK-Anhänger in Kobane.
Rund 1300 gemäßigte Rebellen wollen den Kurden helfen. Die USA sehen die IS-Gefahr gebannt.

Die unmittelbar Gefahr einer Eroberung der Kurdenstadt Kobane durch die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) ist nach Einschätzung der USA gebannt. "Mit den anhaltenden Luftangriffen zur Unterstützung der kurdischen Kämpfer, die die Stadt kennen, hat sich die Front stabilisiert", hieß es in Kreisen der US-Regierung und der US-Militärführung in Florida.

Es scheine, als könnten die Kurden trotz der Verstärkung der IS-Kämpfer an Ort und Stelle einen Teil des Geländes halten, solange sich die Dynamik der Gefechte nicht verändere. Völlig gebannt sei die Gefahr eines Falls von Kobane aber weiter nicht. "Kobane könnte fallen, aber die Kurden kämpfen momentan sehr gut", sagte ein Militärangehöriger am Donnerstag. "Die Gefahr hat abgenommen."

Kobane ist zum Symbol geworden

Die Schlacht um die nordsyrische Stadt ist zum Symbol des internationalen Kampfes gegen den Vormarsch der Dschihadisten geworden. Die USA und verbündete westliche wie arabische Staaten greifen seit Wochen Stellungen des IS im Irak und Syrien an. Zuletzt warf das US-Militär auch Waffen, Medikamente und Verbandsmaterial über Kobane ab, um den kurdischen Verteidigern der Stadt zu helfen.

Nach Angaben der Türkei sind rund 1300 Kämpfer der gemäßigten Rebellengruppe Freie Syrische Armee (FSA) bereit, den Verteidigern von Kobane zu Hilfe zu kommen. Die Kurdenkämpfer in Kobane hätten der Unterstützung durch die FSA-Rebellen bereits zugestimmt, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bei einem Besuch in der estnischen Hauptstadt Tallinn am Freitag.

Erdogan sagte, die kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) habe der Entsendung von 1300 FSA-Kämpfern nach Kobane zugestimmt. Die beiden Gruppen würden nun Gespräche über die Transitroute führen.

Anakare unterstützt Kampf gegen Assad

Kobane ist von drei Seiten durch die Dschihadisten eingeschlossen. Nur im Norden über die Grenze zur Türkei ist der Zugang noch frei. Die FSA-Kämpfer müssten sich daher entweder den Weg nach Kobane freikämpfen oder über die Türkei kommen. Die Regierung in Ankara unterhält seit langem enge Beziehungen zur FSA und unterstützt sie im Kampf gegen den syrischen Machthaber Bashar al-Assad. Die PYD dagegen betrachtet Ankara als terroristische Organisation.

Die Kurden in Kobane sollen auch Unterstützung durch kurdische Peschmerga-Kämpfer aus dem Irak erhalten. Diese sollen den Weg über die Türkei nehmen. Erdogan sagte am Freitag, er sei gerade informiert worden, dass die Zahl der Peschmerga auf 150 reduziert worden sei. Am Vorabend hatte er noch von 200 gesprochen.

Die regulären irakischen Truppen werden unterdessen nach US-Einschätzung erst in mehreren Monaten in der Lage sein, eine wirkungsvolle Bodenoffensive gegen den IS zu starten. Noch länger werde es dauern, bis syrische Kämpfer mit Unterstützung der USA soweit sein würden, in ihrem Land koordiniert gegen die Jihadisten vorzugehen, hieß es im US-Hauptquartier in Tampa in Florida, das die Militäreinsätze im Nahen Osten steuert.

"Wir werden sie erst einmal so ausbilden, dass sie ihre Städte und Dörfer verteidigen können"

Das erste Ziel bei der Ausbildung syrischer Kämpfer werde defensiv sein. "Wir werden sie erst einmal so ausbilden, dass sie ihre Städte und Dörfer verteidigen können", sagte ein US-Militär. Das Training für offensive Einsätze werde mehr Zeit brauchen. Es könne ein bis eineinhalb Jahre dauern, bis dies auf dem Schlachtfeld Wirkung zeige.

Deutschland erwägt derzeit, sich an der Ausbildung der Kurden-Armee im Nordirak zu beteiligen. Umstritten ist, ob die Regierung dafür ein Mandat des Bundestags einholen muss. Verteidigungsexperten der Union wandten sich am Donnerstag gegen Bestrebungen, den Einsatz nicht zu mandatieren.

Frankreich meldete unterdessen am Freitag die Zerstörung eines IS-Waffenlagers im Irak. Französische Kampfjets hätten zwölf Gebäude bombardiert, in denen die Extremisten Sprengfallen, Bomben und Waffen für den Kampf gegen die irakische Armee produziert hätten, sagte Generalstabschef Pierre de Villiers dem Rundfunksender "Europe 1". Den genauen Ort des Einsatzes nannte er nicht.

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