Mehr Chancen beim Elfmeter für den Torwart?
Wissenschaftliche Studien belegen unbewusste Handlungsprovokationen beim Schützen ausgelöst durch den Torwart.
Die Angst des Tormanns beim Elfmeter – Realität in den Fußballstadien oder doch nur eine Erzählung von Peter Handke? Zumindest muss der Torwart nun ein bisschen weniger Angst haben – das haben Sportpsychologen jetzt wissenschaftlich nachgewiesen. Ihre Empfehlung an den Mann im Tor: Stell Dich auf eine Seite des Tores, biete dem Schützen eine Ecke an, und Du hältst fast jeden Schuss … zumindest deutlich mehr als vorher, wie die Sportpsychologen Professor Matthias Weigelt (Universität Saarbrücken) und Professor Daniel Memmert (Deutsche Sporthochschule Köln) herausfanden. Sie überprüften in ihrer Studie „Einfluss bewusster und unbewusster Hinweise auf Fußball-Experten und Fußball-Novizen“, inwiefern sich Gesten und die Position des Torwarts auf der Torlinie auf den Elfmeterschützen auswirken. 81 Probanden, 41 Fußball-Experten und 40 Fußball-Novizen, traten jeweils 54 Mal zum Elfmeter an und wurden dabei mit unterschiedlichen Ausgangspositionen und Verhaltensweisen des Torhüters konfrontiert.
Die Ergebnisse sind erstaunlich. Schon eine kleine vom Schützen nicht bewusst wahrgenommene Verschiebung (ca. 10 cm) des Torwarts nach links oder rechts bewirkt, dass Fußball-Anfänger in 3 von 4 Fällen (75%) genau in die vermeintlich offen angebotene Ecke zielen. Bei Könnern ist dieser Effekt mit 4 von 5 Fällen (80%) sogar noch deutlicher. Verstärkt wird dieses Verhalten, wenn der Torwart mit der Hand noch zusätzlich in die entsprechende Ecke zeigt. Auch das „Wandern“ des Torhüters nach rechts oder links veranlasst den Schützen zur gleichen Reaktion – selbst wenn sich die Torhüterposition dadurch nur um 3% verändert und somit vom Schützen überhaupt nicht bewusst wahrgenommen wird.
Jeder Torhüter kann also durch sein eigenes Verhalten den Schützen so beeinflussen, dass zumindest die Wahrscheinlichkeit eines gehaltenen Elfmeters steigt. Vor vier Jahren sicherte der mittlerweile legendäre „Spickzettel“ Jens Lehmann und der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Viertelfinale den Einzug in die nächste Runde. 2010 scheint kein Spickzettel mehr nötig zu sein … der Torhüter hat den Erfolg selbst in der Hand … oder kann ihn zumindest ein bisschen mehr beeinflussen.
Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Daniel Memmert, Institut für Kognitions- und Sportspielforschung der Deutschen Sporthochschule Köln
Tel.: 0221 4982-4330 - Mail: memmert@dshs-koeln.de
Univ.-Prof. Dr. Matthias Weigelt, Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes
Tel.: 0681 302-3742 - Mail: m.weigelt@mx.uni-saarland.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Sportwissenschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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