Kontakt zu Scientology: Hat Fliege einen an der Klatsche?

Der Ex-TV-Pfarrer bewirbt offenbar nutzlose Produkte und verkauft für 39,95 Euro die Fliege-Gebetsessenz

Von: Von MARC-ANDRÉ RÜSSAU
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Mit seiner sanften Stimme gewann er das Vertrauen von Millionen Fernsehzuschauern. 2009 wurde Deutschlands bekanntestem TV-Pfarrer Jürgen Fliege sogar das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Jetzt gerät der 64-Jährige ins Fadenkreuz der Sekten-Expertin Ursula Caberta. In ihrem jetzt erschienenen „Schwarzbuch Esoterik“* beschreibt die Autorin dubiose Tricks und Geschäfte der Esoterik-Branche – und erhebt schwere Vorwürfe gegen den Moderator.

Caberta: „Er scheint seine Prominenz zu nutzen, um die Esoterik-Scharlatane hoffähig zu machen, ihnen einen Anstrich von Seriosität zu geben.“

Tatsächlich ist Fliege im Esoterik-Business sehr aktiv. Auf seiner Homepage verkauft er die „Fliege Essenz“.

Besonderheit laut Jürgen Fliege: „Ich habe über sie gebetet wie über Weihwasser. Ich habe immer wieder meine Hände aufgelegt, um den Trost und die Kraft in die Essenz zu senden.“

Hat Herr Fliege einen an der Klatsche?

Caberta hat eine andere Vermutung: „Mit Esoterik lässt sich sehr viel Geld machen.“ 39,95 Euro verlangt Fliege für 95 ml seiner Essenz.

Flieges Kasse klingelt auch beim „Wörishofener Herbst“, einem fünftägigen Kongress im Allgäu, den sein eigener Verlag im Oktober zum dritten Mal veranstaltet und den Fliege als „spirituelles Woodstock“ bezeichnet.

In diesem Jahr treten auf: eine Frau, die angeblich mit Engeln sprechen kann, ein Schamane und ein „erfahrener Handaufleger und Gesundbeter“. Fliege erwartet mehrere Tausend Esoterik-Jünger. Preis für's Ticket: 210,45 Euro.

Besonders brisant: Unter den Geschäftspartnern von Fliege gibt es auch den Österreicher Wilhelm Mohorn. Er ist Mitglied von Scientology, die Sekte wird in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet. Mohorn ist Chef der Firma Aquapol.

Sein Produkt: ein Esoterik-Raumtrockner. Angeblich sendet er Kraftfelder aus, die Feuchtemoleküle im Mauerwerk umpolen und zurück ins Erdreich schicken. „Unsinn!“, urteilen seriöse Wissenschaftler. Kosten: 4000 Euro.

Für Aquapol machte Fliege nicht nur in Anzeigen Werbung („Auch in meinem Hause vertraue ich Aquapol“). Besonders gefährlich: Mehrmals hatte Fliege das Gerät in seinen Sendungen (seit dem Ende der Talkshow 2005 auf Internet- und lokalen TV-Sendern) empfohlen. Auch Zuschauern, die Schimmel in der Wohnung haben.

Autorin Caberta: „Herr Fliege gefährdet mit solchen Empfehlungen die Gesundheit anderer Menschen.“

Jürgen Fliege wollte bis Redaktionsschluss nicht zu den Vorwürfen Stellung nehmen.

* Schwarzbuch Esoterik, Gütersloher Verlagshaus, 192 Seiten; 17,99 Euro

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