Südkorea gilt als Vorreiter, geht es um digitale Technologien. Mehr als 95 Prozent aller südkoreanischen Haushalte besitzen einen Breitbandanschluss und in jeder größeren Stadt steht kabelloses Internet zur Verfügung. Überhaupt hat das Netz im Vergleich zu westlichen Ländern einen wesentlich höheren Stellenwert – und die Regierung fördert diese Entwicklung aktiv. Nach Angaben der OECD ist kein Land auf der Welt so stark vernetzt wie Südkorea.

Viele Computer aber bedeutet auch viel Angriffsfläche für digitale Attacken: Seit Jahren schon ist Südkorea immer wieder Opfer von Cyber-Attacken, die teilweise erheblichen Schaden anrichten.

Am 12. April beispielsweise hackten Unbekannte den Server einer großen südkoreanischen Bank und legten schließlich das komplette Firmennetzwerk lahm. Mehrere Tage lang konnte keiner der über 20 Millionen Kunden Geld abheben, einzahlen oder auf sein Konto zugreifen.

Auch wenn klare Beweise fehlten, wurde wenige Wochen nach dem Vorfall bereits ein Schuldiger gefunden: "Dies war ein noch nie da gewesener Akt von Cyber-Terror an dem Nordkorea beteiligt war", sagte der zuständige Ermittler, Oberstaatsanwalt Kim Dae-Young der koreanischen Nachrichtenagentur Yonhap News.

Nord- und Südkorea befinden sich offiziell noch immer im Krieg – ein Krieg, der immer mal wieder zu Gefechten führt, der immer häufiger aber auch im Internet ausgetragen wird.

Nordkorea bildet Hacker an speziellen Schulen aus

Im Mai folgte der nächste große Fall: Südkoreanische Offiziere bekamen reihenweise E-Mails, deren Absender sich als Absolventen der Militärakademie ausgaben. Tatsächlich stammten sie nicht von dort und enthielten im Anhang gefährliche Virusdateien. Nach Angaben der Regierung handelte es sich dabei ebenfalls um einen Versuch Nordkoreas, Zugriff auf geheime Daten zu erlangen.

Wie kann jedoch ein Land zur digitalen Gefahr werden, das sogar Probleme hat, seine elektrische Infrastruktur sicherzustellen? "Nordkorea entwickelt strategisch seine Cyber-Armee", sagte im Juli General Bae Deuk-shin, Leiter des Kommandos für Verteidigung und Sicherheit, auf einer Internet-Fachkonferenz in Seoul. Experten glauben, dass ein Cyberwar für Nordkorea eine kosteneffiziente Methode ist, die Wirtschaft des südlichen Nachbarn zu schädigen. Mit geringem Aufwand kann Nordkorea so zur Bedrohung für den hoch technisierten Süden werden.