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Passagiere am Flughafen Frankfurt: "Wir haben auf Schlichtung statt Streik gehofft"

Foto: SPIEGEL ONLINE

Streik kurzfristig abgesagt Flugverkehr startet mit wenigen Verspätungen

Das große Chaos bleibt aus, dennoch läuft nicht alles rund an Deutschlands Flughäfen: Der kurzfristig abgesagte Lotsenstreik bringt die Zeitpläne an den Airports in München und Frankfurt teils durcheinander. Mehrere Dutzend Maschinen starten früher oder später als geplant.

Hamburg - Tausende Flüge hätten im Laufe des Tages ausfallen können, 400.000 Passagiere drohte eine stressige Reise - nun bleiben sie vom großen Chaos vorerst verschont. Kurz nach Mitternacht wurde der für Dienstagmorgen angekündigte Streik der Fluglotsen gestoppt.

An den Flughäfen läuft der Betrieb weitgehend normal. Nur in einigen Fällen geraten die Zeitpläne durcheinander:

  • Auf Deutschlands größtem Airport in Frankfurt am Main starten rund 30 bis 40 Flüge zu früh oder zu spät. Sie waren von den Fluggesellschaften vor oder nach die angekündigte Streikzeit gelegt worden. Bei allen anderen Flügen werde nun versucht, sie an den eigentlichen Flugplan anzupassen.
  • In München werden rund ein Dutzend Maschinen aus Übersee mit Verspätung landen.
  • In Köln wurde die Abflugzeit einiger Maschinen in die Nacht vorverlegt.
  • In Nürnburg wurde eine Maschine nach Amsterdam gestrichen, das hatte jedoch nichts mit dem Streik zu tun.
  • In Hamburg und Berlin ist der Betrieb normal gestartet.

Im Laufe des Tages müssen sich Reisende weiter auf kleine Probleme im Flugverkehr einstellen. Die Gefahr, dass Zehntausende Reisende an den Airports stranden, besteht aber vorerst nicht.

Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hatte am frühen Morgen ein Schlichtungsverfahren im Tarifkampf mit den Fluglotsen eingeleitet. Dieses beinhaltet eine Friedenspflicht. Das heißt, dass die Lotsen nun frühestens in vier Wochen streiken dürfen.

Zuvor hatten die Arbeitgeber versucht, den Streik vor dem Arbeitsgericht zu stoppen - waren damit aber gescheitert. Am Nachmittag hatte das Arbeitsgericht in Frankfurt am Main den Ausstand erlaubt. Die DFS legte daraufhin Berufung ein. Doch auch das hessische Landesarbeitsgericht genehmigte den Streik in zweiter Instanz.

Fluggesellschaften prüfen Schadensersatz

Die Fluggesellschaften beobachten die Lage an den Airports genau. Die Lufthansa kündigte am Dienstagmorgen an, von den Fluglotsen notfalls Schadensersatz zu fordern, falls ihr durch den Streikversuch Einbußen entstehen.

Die Gewerkschaft der Fluglotsen (GdF) wies die Drohung zurück. Man sei davon ausgegangen, dass die DFS schon nach der ersten Instanz das Schlichtungsverfahren einleite, sagte Gewerkschaftssprecher Markus Siebers. Dann wäre genug Zeit geblieben, um Behinderungen im Flugverkehr auszuschließen.

Die GdF verlangt 6,5 Prozent mehr Gehalt und mehr Einfluss auf Stellenbesetzungen und Arbeitsbedingungen der mehr als 5000 Tarifbeschäftigten bei der Flugsicherung. Rund 1900 von ihnen sind Fluglotsen.

Der bundesweite Arbeitskampf der GdF war für Dienstag zwischen 6 und 12 Uhr vorgesehen. Es hätte laut DFS keine Starts, keine Landungen und auch keine Überflüge geben können.

Die Deutsche Luftverkehrswirtschaft forderte die Politik auf, Ausstände im Flugverkehr künftig zu vermeiden. Die Regierung solle darüber nachdenken, was sie tun könnte, damit es nicht wieder zu einer Streiksituation komme, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Klaus-Peter Siegloch, im ZDF-"Morgenmagazin". Im Grundgesetz stehe, dass die Sicherheit des Luftraums Aufgabe des Bundes sei.

ssu/dapd/dpa/Reuters