Arbeitskampf geht weiter:Fluglotsen wollen Anfang nächster Woche streiken

Urlaubsreisende können vorerst aufatmen: Die Fluglotsen streiken nicht, der Flugverkehr läuft ohne Verzögerungen. Die Gewerkschaft der Lotsen will aber weiterkämpfen. Anfang kommender Woche wollen sie nun streiken - das will ihr Arbeitgeber wieder vor Gericht verhindern.

Der Streik der Fluglotsen ist geplatzt, die Maschinen heben ab: Der Flugverkehr in Deutschland ist am Donnerstagmorgen reibungslos angelaufen. Der Arbeitskampf der Lotsen gegen die Deutsche Flugsicherung (DFS) ist aber noch nicht ausgestanden.

In dieser Woche wollen die Fluglotsen keinen neuen Anlauf nehmen. Derzeit beraten sie, wie es weitergehen soll. Der Tarifvorstand der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF), Markus Siebers, sagte: "Es wird wohl Anfang nächster Woche wieder so weit sein."

Dann dürfte es zu einer WIederholung der Ereignisse vom Mittwoch kommen: Die DFS hat die erneute Streikdrohung für die Ferienzeit bedauert - und im gegenzug gedroht: Falls erneut rechtswidrige Forderungen erhoben würden, werde man wie im ersten Anlauf dagegen juristisch vorgehen, sagte ein DFS-Sprecher. Die Sprecherin verwies noch einmal darauf, dass die Arbeitsbedingungen der Fluglotsen nicht so schlecht seien, wie von Gewerkschaftsseite dargestellt. So würden die meisten Fluglotsen selbst bei Überstunden unter dem Strich auf eine Arbeitszeit von maximal 35 Stunden in der Woche kommen. Eine weitere Möglichkeit sei der Gang in die Schlichtung, die mit ihrer Friedenspflicht einen Arbeitskampf zwingend nach hinten verschieben würde.

Die GdF fordert 6,5 Prozent mehr Geld und mehr Einfluss in dem Unternehmen. Sie will jeden Streik 24 Stunden vor Beginn ankündigen.

Ob in München oder Frankfurt - am Donnerstag lief an deutschen Flughäfen alles normal, nachdem die Lotsen ihren Streik kurzfristig abgesagt hatten. Ein Sprecher des Frankfurter Flughafens sagte: "Die Passagiere sind guter Dinge und kommen zu ihren Zielen."

Wegen der ursprünglich von sechs bis zwölf Uhr geplanten Arbeitsniederlegungen hatten sich die Airports zunächst auf Flugausfälle eingestellt und Ersatzflugpläne aufgestellt.

Am Mittwoch hatten sich die Ereignisse im Arbeitskampf noch überschlagen: Das Arbeitsgericht Frankfurt hatte den angekündigten Fluglotsenstreik in erster Instanz gestoppt, die GdF wollte erst noch am selben Abend in die Berufungsverhandlung gehen - blies den Streik dann aber doch nicht einmal zehn Stunden vor Beginn ab.

Der Personalchef der DFS, Jens Bergmann, warf der Gewerkschaft GdF vor, sie habe mit ihrer späten Absage immensen wirtschaftlichen Schaden angerichtet.

Flugsicherung und Gewerkschaft streiten also weiter, die Passagiere atmen erstmal auf: Viele hatten sich schon auf Verzögerungen und lange Wartezeiten eingestellt. Reisende berichteten, sie hätten die Entscheidung über den Streik am Vorabend mit Bangen erwartet: "Ich habe stündlich geguckt, ob es Neuigkeiten gibt", sagte zum Beispiel Reinhard Uhling aus Ahaus, der vom Flughafen Düsseldorf fliegen wollte - und am Ende auch abheben konnte.

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