Nach Fukushima Großbritannien macht Brennelementefabrik dicht
London - Wirtschaftlich gesehen war die Fabrik für Mischoxid-Brennelemente (Mox) im britischen Sellafield seit jeher ein Desaster. Nun steht ihr infolge der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima das Aus bevor. Das hat die britische Atomaufsichts-Behörde NDA bekanntgegeben. Der Schritt erfolge, um die Kosten für die britischen Steuerzahler zu minimieren. Nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima habe sich die Marksituation verändert, weil die künftige Nachfrage aus Japan unsicher sei.
Uran-Atomreaktoren produzieren als Nebenprodukt zwangsläufig Plutonium, das in Wiederaufbereitungsanlagen abgetrennt wird. Allerdings sammelt es sich nur langsam während der gesamten Lebensdauer der Brennelemente an. In Mox-Brennelementen kann das Plutonium wieder in Atommeilern zur Stromproduktion verwendet werden und führt zu einer höheren Energieausbeute.
Mox-Brennstäbe waren auch im Reaktor 3 des havarierten Kraftwerks Fukushima eingesetzt worden. Das in ihnen enthaltene, hochgiftige Plutonium macht sie so gefährlich. Die Radiotoxizität des Stoffes ist enorm: Schon die Einnahme einer Menge im zweistelligen Milligramm-Bereich gilt als tödlich. Noch gefährlicher ist allerdings die radioaktive Strahlung. Wird der Stoff eingeatmet, genügt vermutlich schon eine Menge von wenigen Mikrogramm, um Krebs auszulösen.
Die Mox-Brennelementefabrik in Sellafield war in den neunziger Jahren errichtet und 2001 in Betrieb genommen worden. Ähnliche Fabriken stehen auch in Belgien und Frankreich. In der britischen Anlage produzieren mehr als 600 Mitarbeiter aus Plutonium- und Uranmüll neue Brennelemente vor allem für ausländische Atomkraftwerke. Sie schrieb seit ihrer Eröffnung rote Zahlen und hat die britischen Steuerzahler Medienberichten zufolge rund 1,4 Milliarden Pfund gekostet. Die Schließung werde mehrere Monate dauern, hieß es.
Britische Gewerkschaften kritisierten die Entscheidung der Betreiber als kurzsichtig. Die britische Regierung plane den Bau neuer Atomkraftwerke, die voraussichtlich ähnliche Brennelemente nutzen würden. Es sei daher "verrückt", die Kompetenz im eigenen Land abzubauen. Die Betreiberfirma Sellafield Ltd. erklärte, sie werde versuchen, die betroffenen Mitarbeiter in anderen Teilen der Nuklearanlage unterzubringen.
Insgesamt beschäftigt das Unternehmen mehr als 10.000 Mitarbeiter. Auf dem Gelände gibt es neben der Fabrik unter anderem eine Wiederaufbereitungsanlage und ein Atomkraftwerk.