Panorama

Kreuz-Titel 120 Beschwerden gegen "Titanic"

Der aktuelle Titel des Satiremagazins "Titanic" löst eine Beschwerdewelle aus. Die Zeitschrift selbst gibt sich überrascht.

(Foto: Titanic)

Gegen das aktuelle Titelbild der "Titanic" sind mehr als 120 Beschwerden beim Deutschen Presserat eingegangen. Die Beschwerdeführer aus der ganzen Welt fühlten sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt oder hätten Ehrverletzung und Verletzung der Menschenwürde als Gründe genannt, sagte Sprecherin Ella Wassink. Bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft sind zu dem Titelbild zwei Strafanzeigen eingegangen.

"Titanic"-Chefredakteur Leo Fischer versteht den Protest nach eigener Aussage nicht. Gezeigt werde ein Priester, der sich demütig dem Gekreuzigten nähert - "zum Zweck der Anbetung oder der Reinigung", sagte Fischer auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Das Motiv zeige vor dem Hintergrund der aktuellen Missbrauchsdebatte symbolisch die Notwendigkeit zur Reinigung der Kirche. In der Redaktion seien zahlreiche Anrufe und E-Mails dazu eingegangen, viele davon nachdenklich. Von anderen, die in der Darstellung "ein sexuelles Geschehen erkennen" wollten, sei die Redaktion schockiert. Solche anstößigen Reaktionen seien für Teile der Gläubigen aber bezeichnend. Von der Kirche selbst habe das Magazin keine Reaktionen bekommen.

Staatsanwaltschaft prüft Ermittlungen

Der Beschwerdeausschuss des Presserats will sich nach Angaben von Wassink auf seiner nächsten Sitzung am 27. Mai mit dem Thema befassen. Eine ähnlich große Zahl von Beschwerden habe es bisher nur 2006 gegen die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in der "Welt" gegeben. Damals habe der Presserat keine Rüge ausgesprochen, sagte Wassink.

In den Strafanzeigen werde der Verdacht der Volksverhetzung und der Beschimpfung von Religionsgesellschaften geäußert, sagte ein Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft. Ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird, sei noch nicht entschieden.

Das Satiremagazin hat in der Vergangenheit häufiger Proteste und Diskussionen ausgelöst und wurde mehrfach verklagt. Zuletzt sprach der Presserat Anfang März eine öffentliche Rüge aus: Die "Titanic" hatte online einige Cartoons zum Selbstmord des Fußballtorwarts Robert Enke veröffentlicht; diese verstießen nach Meinung des Selbstkontrollgremiums der Presse gegen die Menschenwürde.

 

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen