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Japantag

Die zwölf Samurai aus Düsseldorf

Von Markus Frädrich
Veröffentlicht am 31.05.2007Lesedauer: 3 Minuten
Samurai aus dem Rheinland
Unterwegs in Düsseldorf: Hobby-Samurai Willi Fuchs mit der aufwändig nachgebauten Rüstung des japanischen Fürsten Takeda ShingenQuelle: DDP

Die Hobby-Krieger der Gruppe „Takeda" aus Düsseldorf bereiten sich auf den sechsten Japantag vor. Auf den Rheinwiesen werden sie ihre Zelte aufschlagen, um ein Heerlager aus dem japanischen Mittelalter nachzustellen. Gezeigt werden Rituale des mittelalterlichen Lagerlebens, wie Wachwechsel oder Schwertpflege.

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Es klingelt an der Tür. „Das ist sicher der Mann mit der Sänfte“, sagt Willi Fuchs. Tatsächlich: Auf dem Hof steht ein weißer Lieferwagen mit der Aufschrift „Botanisches Museum Berlin-Dahlem“. „Na, gut durchgekommen?“ begrüßt Fuchs den Fahrer, dann machen sich beide daran, einen großen dunklen Holzkasten aus dem Laderaum zu hieven. „Im Oktober haben wir die Sänfte für eine Ausstellung nach Berlin verliehen“, erklärt Fuchs und hebt den Kasten auf zwei Stützen vor seinen Schuppen. „Für den Japantag am Wochenende brauchen wir sie wieder selber.“

Der Countdown läuft: Nur noch wenige Tage sind es, bis die Mitglieder der Düsseldorfer Samurai-Gruppe „Takeda“ ihre Zelte auf den Rheinwiesen aufschlagen, um ein Heerlager aus dem japanischen Mittelalter nachzustellen. „Das ist jedes Jahr unser Top-Event“, sagt Willi Fuchs, in dessen Wohnung sich die 1979 gegründete Gruppe alle zwei Wochen trifft, historische Kleidung fertigt und Zeremonien probt.

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Experten für die Kultur zur Zeit des Feldherrn Takeda Shingen

„Wir wollen so historisch korrekt sein, wie wir das als Europäer sein können“, erklärt der Schaufenstergestalter im Ruhestand. Fuchs' Bücherregale ächzen unter Hunderten von Samurai-Wälzern. Welche Kopfbedeckungen hat der japanische Kriegeradel getragen? Was wurde nach der Schlacht gegessen? Wie mussten die Waffen gesichert werden? Fuchs und die übrigen elf Vereinsmitglieder sind über die Jahre zu Experten für die Kultur zur Zeit des Feldherrn Takeda Shingen geworden.

So mancher Japaner gerät ins Stocken, wenn er seinen Kindern im Düsseldorfer Heerlager die Namen der 24 Offiziersfamilien aufzählen möchte, deren Wappen die Fahnen zieren. Wenn Willi Fuchs und die übrigen „Samurai“ dann weiterhelfen können, sind die Besucher genauso begeistert wie das japanische Fernsehen, das die Takeda-Gruppe 1987 in eine TV-Show einlud, zu den großen japanischen Museen eskortierte und mit wichtigen Mittelalter-Experten zusammenbrachte. „Die haben uns zugeschmissen, mit allem, was wir wissen wollten“, erinnert sich Fuchs. „Wir sind mit 53 Kilo Fachbüchern im Gepäck zurückgekommen.“

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Akribischeres Studium der Samurai-Sitten

Sie ermöglichten der Gruppe ein noch akribischeres Studium der Samurai-Sitten. „Wir wollen nämlich keine ‚Fantasy' machen, wie das viele Gruppen tun, die auf Mittelaltermärkten in Ritterrüstungen herumlaufen“, sagt Fuchs. „Wir legen sehr großen Wert auf Authentizität.“ An seiner eigenen Rüstung, die der 69-Jährige in seinem Wohnzimmer zwischen wertvollen japanischen Holzschnitten, Origami-Miniaturen und selbst gebasteltem Gürtelschmuck aufbewahrt, hat er zweieinhalb Jahre genäht, gewebt und gefärbt. 30 Kilo wiegt die fertige, aus zahlreichen Goldplättchen bestehende Uniform ohne Schwert. An die 20.000 Euro dürfte sie wert sein.

Besuchern des Japantags wird am Samstag nicht nur ein Blick auf diese Rüstung ermöglicht. Gezeigt werden auch Rituale des mittelalterlichen Lagerlebens, wie Wachwechsel oder Schwertpflege. Kampfvorführungen wird es im Heerlager allerdings keine geben. „Wir stehen dazu, dass bei den Samurai-Kriegern viel Blut geflossen ist“, sagt Willi Fuchs. „Aber wir verherrlichen diese Seite nicht. Kriege gibt es im Moment genug.“