Mark Zuckerberg stellt die Messenger Plattform für Chatbots vor.

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Facebook hat auf seiner Entwicklerkonferenz F8 am Dienstagabend eine neue Plattform vorgestellt, mit denen Unternehmen Chatbots für den Facebook Messenger entwickeln können. Die Chatbots sollen zur Kommunikation mit Kunden und Nutzern eingesetzt werden.

"Nie mehr telefonieren"

CEO Mark Zuckerberg demonstrierte bei der Keynote zwei Chatbots von CNN und 1-800-Flowers.com. Bei CNN können Nutzer beispielsweise weitere Informationen zu einem Thema nachfragen, über den Lieferdienst lassen sich Blumen bestellen. Letzteres hat durchaus eine ironische Note für Zuckerberg: "Wir werden nie wieder 1-800-Flowers anrufen müssen, um Blumen zu bestellen", witzelte der Facebook-Chef. Und etwas ernster: niemand telefoniere gerne mit Unternehmen, Chatbots könnten diese Aufgabe übernehmen.

Auch Einkaufen in Online-Shops ist über die Bots möglich, zumal nicht nur Text, sondern auch Bilder und Auswahl-Buttons – etwa zum Bestellen – verschickt werden können. Die Entwicklerplattform steht ab sofort zur Verfügung. Erweiterte Funktionen, wie Kunden mit Unternehmen über den Messenger in Kontakt treten können, hat Facebook bereits vergangene Woche vorgestellt.

Auch Microsoft hat kürzlich seine Vision für Chatbots vorgestellt. CEO Satya Nadella geht davon aus, dass Konversation die nächste Eingabemethode am Computer sein wird. Dazu gehören digitale Sprachassistentin wie Microsofts Cortana oder Apples Siri. Cortana soll in Zukunft in der Lage sein, im Namen der Nutzer über Chatbots zum Beispiel Hotelzimmer reservieren lassen oder anderen Aufgaben durchführen.

Chatbots statt Apps

Das Ziel von Facebook ist es, die Kundenkommunikation in den eigenen Messenger holen – und dadurch noch mehr Nutzer für die Plattform zu gewinnen. Telefonanrufe sind bei Online-Angebote und Apps ohnehin schon bei vielen Dienstleistern nicht mehr notwendig. Schon früher sagte Zuckerberg, dass Nutzer nicht dutzende verschiedene Apps installieren möchten, um bei verschiedenen Diensten und Unternehmen bestellen zu können oder Anfragen zu stellen. Die Messenger Plattform soll diese Apps ersetzen, geht es nach Facebook.

Der Messenger überschritt jüngst die Marke von 900 Millionen Nutzern. Zu Facebook gehört auch der Kurzmitteilungsdienst WhatsApp, der über eine Milliarde Nutzer hat. Über beide zusammen würden pro Tag mehr als 60 Milliarden Nachrichten umgeschlagen, bei der SMS seien es in der Spitze insgesamt nur 20 Milliarden täglich gewesen, so Zuckerberg.

360-Grad-Kamera und politische Botschaft

Eine weitere Ankündigung zum Auftakt der Entwicklerkonferenz war das Konzept einer 360-Grad-Kamera, die zwei Stunden Video in hoher Qualität aufzeichnen kann. Facebook will aber nicht selbst Kamerahersteller werden, sondern die Hardware-Pläne und die nötige Software kostenlos veröffentlichen, sagte Produktchef Chris Cox. Außerdem wird eine Schnittstelle geöffnet, über die auch Geräte wie Drohnen oder Webcams Live-Video auf die Facebook-Plattform übertragen können.

Neben Produktankündigungen hatte Zuckerberg auch eine politische Botschaft. Er kritisierte Versuche, sich mit Mauern und Zäunen abzugrenzen, die er in verschiedenen Regionen der Welt gesehen habe. "Es erfordert Mut, Hoffnung statt Angst zu wählen", sagte der CEO. "Anstelle Mauern zu bauen, können wir Menschen helfen, Brücken zu errichten." In den USA interpretierten viele die Äußerungen auch als eine Breitseite gegen den umstrittenen Präsidentschafts-Anwärter Donald Trump.(br, APA 12.4.2016)